*** SINKOTHEK ***

Mendelssohns Klavierkonzerte

13 Jahre war Felix Mendelssohn Bartholdy alt als er sein erstes konzertantes Werk mit Klavier komponierte: Das Doppelkonzert für Violine, Klavier und Orchester empfand er freilich als ungenügend und verwehrte dem Stück eine Opuszahl.


Die Klavierkonzerte 1 und 2

Opus 25

Das erste »echte« Klavierkonzert (g-Moll, Opus 25) entstand 1831. Skizzen dafür brachte Mendelssohn bereits auf seiner Italienreise in Rom zu Papier. Zurückgekehrt nach München, schreib er das Werk in einem Zug innerhalb dreier Tage nieder.
Das Konzert ist einer jungen Pianistin geiwdmet, die Mendelssohn damals sehr verehrte.
Innovativ gibt sich bereits der Beginn des Konzerts: Das Soloinstrument kommt - wie bei den beiden letzten Beethoven-Konzerten _ nicht erst nach einer längeren Orchester-Einleitung ins Spiel, sondern unmittelbar nach Beginn.
Der zweite Satz klingt, wieso oft bei Mendelssohn, nach einem seiner Lieder ohne Worte.
Das Finale ist von der überschäumenden Virtuosität der Klaviermusik jeder Epoche, Vorbilder finden sich bei Hummel oder Weber.

Opus 40
Sechs Jahre jünger ist das Zweite Klavierkonzert (d-Moll, Opus 40) entstand 1837 und gibt sich noch launenhafter, zerklüfteter in Stil und Ausdruck. Schon die ersten Takte überraschen: Das Klavier unterbricht zweimal mit einer improvisatorischen Kadenz den stürmisch aus einem geheimnisvollen Pianissimo ansteigenden Orchesteransturm, aus dem sich dann das heftig bewegte Hauptthema dialogisch entwickelt.
Jäher noch als im g-Moll-Konzert schlägt in diesem Werk des öfteren die Stimmung um. Manchmal überlagern sich die Bewegungsvorgänge: So führt das Klavier ein lyrisches Seitenthema zunächst über den hektischen Begleitfiguren des ersten ein, um sich vor dem überschwenglichen Dur-Abschluß der Themen-Vorstellung eine Weile träumerisch zu verlieren.

Mit solchen quasi improvisatorischen Mitteln definiert Mendelssohn die klassische Konzertform aus romantischem Geist neu. Auch sorgt er für Überleitungen zwischen den Sätzen: Das versonnenene B-Dur-Adagio steht als ruhige Oase zwischen den heftig bewegten Ecksätzen.
Das Konzert endet mit einem von Mendelssohns quirligen Scherzos, trotz aller spielerischen Lebendigkeit nicht frei von dämonischen Zwischentönen.

Weitere Werke

Wer es ganz genau wissen möchte, für den ist die Gesamtaufnahme sämtlicher erhalenen Werke Mendelssohns für Klavier und Orchester durch den enzyklopädischen Pianisten Oleg Marshev mit South Denmark Philharmonicunter David Porcelijn auf Danacord bestens geeignet. Da sind zwar gerade die beiden bekannten Klavierkonzerte aufnahmetechnisch nicht besonders gut gelungen, aber der Rest - und das ist mehr als selbst mancher Mendelssohn-Biograph aufzählen hätte können! - klingt exzellent. Neugierige finden ein drittes Konzert in e-Moll von 1844.



Wirklich hörenswert in der Gesamt-Aufnahme sind jedenfalls die beiden Doppelkonzerte, bei denen Mershev von der Pianistenkollegin Anne Mette Staehr eloquent unterstützt wird. (Danacord - 4 CDs!)

→ Mehr zu den »Doppelkonzerten«

↑DA CAPO