Herbert: Serenade op. 12

1888

  • Aufzug (Tempo di Marcia)
  • Polonaise. Tempo moderato
  • »Liebes-Scene. Andante amoroso
  • Canzonetta. Allegretto
  • Finale. Molto vivace
  • Victor Herbert wurde als erster bedeutender amerikanischer Operetten- und Opernkomponist gefeiert, kam aber zunächst als virtuoseer Cellist an der Seite seiner Frau, einer Sopranistin, die an der New Yorker Met engagiert war, in die Vereinigten Staaten. Der geborene Ire hatte seine gründliche Ausbildung in Deutschland erhalten und eine Zeitlang als Musiker in der Wiener Kapelle von Eduard Strauß die professionelle Kombination von Unterhaltungsmusik und perfekter Orchesterschulung studieren können.

    In New York war er zunächst als Cellist - im New York String Quartet, im Orchester der Metropolitan Opera und als Solist - aktiv. Das erste Werk, das er für das New Yorker Musikleben komponierte, war die Serenade für Streichorchester in F-Dur, sein Opus 22, das er 1888 in Steinway Hall zur Uraufführung brachte.

    »Beachtliche Begabung« bescheinigte ihm der Rezensent der New York Times, wenn er auch das Werk insgesamt für »qualtativ uneinheitlich« hielt.

    Herbert erweist sich in diesem Instrumentalwerk durchaus bereits als Musikdramatiker, sichert seiner Serenade von Satz zu Satz unterschiedlichste, charakteristische Bewegungsmuster vom »Tempo di Marcia«-Aufzug des Beginns über eine federnd-elegante »Polonaise« bis hin zu einem zentralen langsamen Abschnitt, eine Liebes-Scene, die durchaus als ekstatisch gesteigertes Duett in einer Operette stehen könnte und schon die Hörer der Uraufführung beeindruckte. Der Times-Kritiker legte dem Komponisten gleich nahe, diesen wirkungsvollen Satz für großes Orchester zu bearbeiten. Den lyrischen Tonfall nimmt übrigens der Mittelteil des Final-Satzes dann wieder auf.

    Auf den Bearbeitungs-Vorschlag ist Herbert übrgens nicht eingegangen, doch hat er vom vierten Teil, der Canzonetta ein Arrangement für Violine und Klavier geschaffen, das eines seiner populärsten Stücke werden sollte.

    Insgesamt schwärmten frühe Kommentatoren von einem »anspruchsvollen, delikaten Werk, ... voll feiner Klangfarben und ... Crescendi von wagnerischer Schwungkraft.« Der geübte Cellist beherrschte die Schreibweise für Streichinstrumente natürlich perfekt und mischt unter raffinierter Einbindung von Spieltechniken vom Pizzicato bis zum Flageolett eine reiche Farbpalette ab.

    Bei cpo ist eine gute, wenn auch nicht außerordentliche Aufnahme der Serenade mit dem Südwestdeutschen Kammerorchester unter Sebastian Tewinkel erschienen, die überdies noch kleine Stücke für Cello und Streicher hören läßt, musiziert von Maximilian Hornung
           

    ↑DA CAPO