Peter Cornelius
1824 - 1874
Bedeutender Komponist von Liedern und Schöpfer einer der besten musikalischen Komödien: →»Der Barbier von Bagdad«.
Peter Cornelius wurde am 24. Dezember 1824 in Mainz geboren. Er entstammt einer Theaterfamilie und wurde, weil der Vater früh verstarb, von seinem Onkel Peter von Cornelius großgeogen. Theater hat ihn lebenslang fasziniert. Seine ersten Sporen verdiente sich Peter Cornelius als Schauspieler, studierte aber gleichzeitig Komposition bei Siegfried Dehn in Berlin.
Bedeutsam für seinen Lebensweg wurde die Begegnung mit Franz Liszt. Stilistisch gehörte Cornelius der von Liszt vertreteten »Neudeutschen Schule« an und kam auch bald ins Schußfeld der konservativen Kritik.
Dank seiner Beschäftigung mit Literatur hatte Corenlius ein außerordentliches Sprachgefühl kultiviert, was sich in fein geschliffenen Feuilletons ebenso äußerte wie in der Originalität, mit der er das Libretto zu seiner musikalischen Komödie Der Barbier von Bagdad verfaßte.
In seinen Liedern erweist sich Cornelius als feinsinniger Meister der Übereinstimmung zwischen Text und Musik.
Der Barbier von Bagdad
Das an den Werken der Liszt-Schule gefühlte Verständnis für Formgebung jenseits klassizistischer Nachahmung führte ihn zu einer Ästhetik, die seine Opern-Komödie zu einem Meisterwerk seiner Ära macht; und zu einem Stück für Kenner, das es in seiner raffinierten Bauart nie zu großer Breitenwirkung gebracht hat. Die Ansprüche an Interpreten wie Publikum sind zu hoch. BEi näherer Beschäftigung entpuppt sich der Barbier von Bagdad allerdings als eine meisterlich ausgefeilte Komödie allerersten Ranges. Sie enthält allerdings zu viele versteckte Pointen, subtile musikalische Kunstfertigkeiten, als daß sich das Werk bei der ersten Begegnung leicht erschließen könnte.
Zudem führen auch den Kenner manche Vorurteile in die Irre: Wer da annehmen würde, Cornelius hätte den Kunstgriff, ein chaotisch-komödiantesches Verwirrspiel von Solisten und Chor - wie es sich auf dem Höhepunkt des Zweiten Akts des Barbiers ereignet - in eine strenge kontrapunktische Form (diesfalls einer Passacaglia) zu fassen, bei Wagners »Prügelfuge« aus den Meistersingern abgekupfert, irrt gewaltig: Wagners Komödie war zum Zeitpunkt der Uraufführung des Barbiers von Bagdad noch gar nicht komponiert!
Skandalöse Premiere
Besagte Uraufführung unter Franz Liszts Leitung in Weimarer Hoftheater wurde denn auch zu einem Skandal. Das Publikum fühlte sich vollkommen überfordert - und traf damit gleich auch den ungeliebten Kapellmeister: Im Gefolge der Auseindersetzungen um den Barbier von Bagdad verließ Liszt Weimar auf Nimmerwiedersehen.
Die raffinierte Balance zwischen alter Nummernoper mit Arien und Ensembles, großen, durchkomponierten Szenenfolgen und avancierten melodischen und harmonischen Techniken ist Cornelius in seinen beiden anderen Bühnenwerken nicht mehr gelungen. Der Cid (1865) und Gunlöd (Fragment nach einer Vorlage aus der »Edda«, erst posthum, 1891, rekonstruiert) konnten sich nicht durchsetzen. Der Barbier von Bagdad aber gilt Kennern bis heute als eines der Meisterwerke der deutschen Oper - - jenseits des Bayreuther Kults.