Max Bruch

(1838-1920)

Violinkonzert Nr. 1
Violinkonzert Nr. 2
Violinkonzert Nr. 3
Schottische Phantasie
Symphonien

Vor allem dank des ersten seiner Violinkonzerte ist dieser Komponist in den internationalen Spielplänen präsent geblieben.

Ferdinand Hiller und Karl Reinecke waren Bruchs Lehrer. 1863 wurde Deutschland mit der Mannheimer Uraufführung seiner Oper Loreley auf den Komponisten aufmerksam. Bruch avanciert 1865 zum Musikdirektor in Koblenz und zwei Jahre später zum Hofkapellmeister in Sondershausen. Vor allem großangelegte Chorwerke, darunter eine oratorische Vertonung von Schillers Glocke fanden Interesse. In Berlin, Liverpool (als Dirigent des Philharmonic Orchestra) und Breslau bekleidete Bruch offizielle Funktionen, ehe er 1891 als Kompositionsprofessor nach Berlin berufen wurde.

FOKUS
Die Violinkonzerte


Das Erste Violinkonzert in g-Moll op. 26 wurde zu Bruchs Visitenkarte - der Mittelsatz wurde populär genug, daß Richard Strauss anläßlich einer Probe zu seiner Alpensinfonie, die ein dem Bruch'schen Hauptthema ähnliches Motiv enthält sagen konnte:
Wir fangen beim Bruch-Konzert noch einmal an.

Das Stück ist die Frucht jahrelanger Bemünungen um die Instrumentalform. Bruch hatte zuvor vor allem Vokalmusik komponiert und zog die Erstfassung seines später so berühmten Violinkonzerts nach den ersten Aufführungen zurück. In Bruchs eigenen Worten:
die Composition von Violinconcerten ist eine verflucht schwere Sache . . . ich habe von 1864–68 mein Concert gewiß ein halb Dutzendmal wieder umgeworfen, und mit x Geigern conferiert . . .
Erst die Version, die Widmungsträger Joseph Joachim 1868 aus der Taufe hob, erwies sich als dauerhaft. (Von Joachim stammt, gerüchteweise, das magyarisierende Thema des ungewöhnlich langen Final-Saztes.)

Der Komponist selbst sah sich später genötigt, die Musikwelt immer wieder darauf hinzuweisen, auch noch andere Werke geschrieben zu haben. Einen der amüsantesten Appele verfaßte er in Gedichtform:
Polizeiliches Verbot, betreffend M.B.'s erstes Concert

Da sich in neuester Zeit das erstaunliche Factum ereignet,
Daß die Geigen von selbst spielten das erste Concert,
Machen wir schleunigst bekannt zur Beruhigung ängstlicher Seelen
Daß wir besagtes Concert hierdurch verbieten mit Ernst.

Das zweite Konzert

Auf Sarasates Veranlassung und ausdrücklich für ihn componirt
So steht es auf dem Manuskript des mehr als ein Jahrzehnt nach dem Erfolgsstück veröffentlichten Zweiten Violinkonzerts d-Moll op. 44, das seine Entstehung der Kunst des großen Geigers verdankt, vor allem
der Begeisterung, die seine unbeschreiblich vollkommene Wiedergabe des 1. Concertes in mir erregt hat
wie Bruch in einem Brief an seinen Verleger bekannt.
Die formal ungewöhnliche Anlage des von Sarasate 1877 in London uraufgeführten d-Moll-Konzerts, das mit einem Adagio beginnt, verleitete Johannes Brahms zu der zynischen Bemerkung
Das ist für normale Menschen nicht auszuhalten, hoffentlich ist kein Reichsgesetz nötig, um zu verhindern, daß öfter ein erster Satz Adagio geschrieben wird.
Ungewöhnlich genug, verbindet ein Rezitativ das Adagio mit dem unmittelbar anschließenden, hochvirtuos gesetzten Final-Satz.

Das Konzert Nr. 3

Während der Musikwelt durch den einen oder anderen erstklassigen Interpreten die Existenz des d-Moll-Konzerts immerhin zur Kenntnis gebracht wird, weil kaum ein Musikfreund, daß Max Bruch ein Drittes Violinkonzert komponiert hat. Es entstand um 1890, nachdem das private Zerwürfnis zwischen dem Geiger Joseph Joachim und seinen Freunden im Gefolge von dessen Scheidung von der Sängerin Amalie Joachim wieder gekittet war. Joachim stand Pate für das Dritte Konzert, das - anders als die beiden Vorgängerstücke - endlich mit einem klassischen und hochvirtuosen Allegro energico anhebt und nach einem ruhigen B-Dur-Mittelsatz in ein quirliges Final-Rondo mündeet. So entspricht dieses letzte der Bruch-Konzerte am ehesten den Vorstellungen von einem typischen romantischen Instrumentalkonzert.

Aufnahmen

Während das g-Moll-Konzert von nahezu sämtlichen bedeutenden Geigern aufgeführt wurde, sind gute Wiedergaben des zweiten Konzerts rar und solche des Konzerts Nr. 3 so gut wir gar nicht zu finden, die verdienstvolle Gesamtaufnahme aller drei Werke durch Salvatore Accardo und Kurt Masur ausgenommen.

Schottische Phantasie

Seine Beziehungen zu Sarasate und Joachim warf Bruch bei der Arbeit an seiner Schottischen Phantasie op. 46 in die Waagschale, die angesichts ihrer halbstündigen Dauer ein vollgültiges Violinkonzert darstellt. Die Titelgebung sorgte für einiges Grübeln, wie ein Brief Bruchs an den Verleger Simrock beweist:
Der Titel: Fantaisie ist sehr allgemein, und läßt in der Regel auf ein kürzeres Stück, als auf eines von mehreren Sätzen schließen (die noch dazu alle völlig entwickelt und ausgetragen sind). Concert kann man aber das Werk auch nicht füglich nennen (das meint auch Joachim), weil eben die Form des Ganzen durchaus frei ist, und weil Volksmelodien benutzt sind
Auch die Beziehungen der Tonarten innerhalb des fünfteiligen Werks weist ihm eher rhapsodischen Charakter zu. Unter Geigern ist die Fantasie neben dem g-Moll-Konzert die favorisierte Komposition aus Bruchs Werkstatt.

David Oistrach hat neben dem Konzert Nr. 1 (unter Lovro von Matacic) auch eine intensiv leuchtende Aufnahme der Schottischen Phantasie unter Jascha Horenstein vorgelegt, die vor allem im verträumten Beginn den freien, ungebunden-improvisatorischen Charakter des Werks betont.

Von den frühen Aufnahmen des g-Moll-Konzerts aus der LP-Ära empfiehlt sich jene von Ruggero Ricci mit dem London Symphony Orchestra unter Piero Gamba wegen der idealen Balance zwischen Solo und Orchester und dem leuchtend schönen, tief romantischen Ton, den Geiger und Dirigent finden.

Eine Referenz-Einspielung des d-Moll-Konzerts gelang Itzhak Perlman mit Jesus Lopez-Cobos (Warner).

Die Symphonien

Kaum bekannt ist auch, daß Max Bruch auch drei Symphonien komponiert hat, von denen es allerdings ebenfalls eine gediegene Aufnahme gibt.
Kurt Masur hat sie mit seinem Leipziger Gewandhausorchester herausgebracht hat (Philips).




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