Max Bruch
(1838-1920)
Als Max Bruch auf die Welt kam, war gerade Felix Mendelssohn Bartholdy die dominierende Gestalt im deutschen Musikleben. Als er starb, versuchte Arnold Schönberg gerade, »die Vorherrschaft der deutschen Musik für die nächsten 100 Jahre zu retten . . .
Die Nachgeborenen verorten die Musik Max Bruchs eher bei Mendelssohn als bei Brahms, geschweige denn, daß sie in ihr irgendwelche revolutionäre Aspekte aufdecken könnten - auch nicht in jenen Werken, die nach dem Ersten Weltkrieg entstanden; im Gegenteil: Bruch war und blieb der Inbegriff eines romantischen Komoponisten. Das Wort »unverbesserlich« setzten viele bald hinzu.Dabei ist vieles, was Bruch hinterlassen hat, durchaus als originelle Spielart romantischer Musizierkultur zu verstehen. Die Zeitgenossen schätzten vor allem seine Chorwerke, allen voran seine ausführliche Vertonung von → Schillers Glocke, die sich mit Soli, Chor und Orchester zu einem veritablen Oratorium auswuchs.
Daß es in Bruchs Musik wenig Werke für Klavier, dafür viel Gesang gibt, ist typisch: Die Melodie, weit gespannt und frei fließend, war diesem Komponisten heilig. Ein Klavier könne eine solche musikalische Linie niemals so edel darstellen wie eine Violine, befand Bruch, ganz zu schweigen von der menschlichen Stimme.
Seine musikalischen Vorstellungen diesbezüglich zu formulieren, genügte Bruch zeitlebens jener romantisch Stil, den er mit seinen frühen Werken etablierte. Neugierige formale oder klangliche Experimente waren ihm fremd - und wurden ihm fremder, je mehr der Zeitgeist nach ihnen zu verlangen schien.
.