Arrigo BOITO
1842 - 1918
Boito ist in die Musikgeschichte als jener Komponist eingegangen, der vom Saulus zum Paulos geworden ist: Als jugendlicher Stürmer und Dränger ätzte er im Verein mit einigen Kollegen gegen die Vormachtstellung Giuseppe Verdis im italienischen Opernleben.
Seine »Faust-Oper« Mefistofele wurde zwar an der Mailänder Scala uraufgeführt, fiel aber durch. Sie erfreute sich vor allem in Italien aber später großer Beliebtheit.
Sein zweites großes Opernprojekt, »Nerone«, hat Boito selbstkritisch verworfen.
Arturo Toscanini stellte die unvollendete Partitur jedoch fertig und dirigierte die Uraufführung.
»Nerone« zeigt mehr noch als »Mefistofele« Boitos Verehrung für die Musik und den »durchkomponierten« dramatischen Stil Richard Wagners, von dessen »Tristan und Isolde« er eine exzellente italienische Übersetzung schrieb.
In Italien schätzt man die virtuosen literarischen Qualitäten Boitos, der unter dem Pseudonym Tobia Gorrio (einem Anagramm aus seinem wahren Namen) Gedichte und Prosa veröffentlichte.
Als Librettist wurde Boito denn auch für den früher so geschmähten Verdi zum wichtigen Partner. Ohne den bekehrten Kollegen hätte der Meister vermutlich weder »Otello« noch »Falstaff« komponiert, zu denen Boito als großer Kenner Shakespeares und verständiger Dramatiker die Texte schrieb; und Verdi auch in Krisenzeiten immer wieder bestärkte.
Auch das Libretto zu Amilcare Ponchiellis »La Gioconda« stammt aus Boitos Feder.