Prométhée

Gabriel Fauré

Promethée ist der beste Beweis für die These, daß Gabriel Fauré ein vollkommen falsch bewerteter Komponist ist. Sein Image ist das des blassen, unverbindlichen Impressionisten-Vorläufers. Tatsächlich gelangen ihm aufregende, bilderreiche Kompositionen, von denen vordergründig diese »lyrische Tragödie«, entstanden im Jahr 1900 für eine Freiluft-Aufführung, die effektvollste ist. Die Original-Partitur sah gleich zwei Militärkapellen sowie ein riesig besetztes Streichorchester und 15 (!) Harfen vor. Doch legte Fauré 1916 eine »handlichere« Fassung seines Werks vor, der allerdings wenig Erfolg beschieden war.

Daß auch dieser Meister von der Musik und den Ideen Richard Wagners beeinflußt war, läßt sich angesichts von Promethée kaum leugnen; wie alle anderen Franzosen seiner Generation hat Fauré jedoch diese musikalischen Sympathien für den deutschen Großmeister nicht gern einbekannt.

Wo Fauré aber ungewohntermaßen auf riesiger Leinwand malt, wird Wagner Einfluß unüberhörbar, immer aber herrscht die unverwechselbare harmonische Eigenwilligkeit von Faurés Handschrift, stehen Harmonien in reizvoller Unabhängigkeit nebeneinander, um sich über Umwege dann doch wieder ins Dur-MOll-System einzugliedern.

Die Handlung

Die Menschen jubeln über das prometheische Geschenk des Feuers. Doch Pandora ist bestürzt, daß Prometheus es gewsagt hat, sich dem Willen des Zeus zu widersetzen. Auch die Erd-Mutter Gäa prophezeit die Rache des Göttervaters. Kratos (die Macht) und Bia (die Gewalt) folgen ihr auf dem Fuß: Zeus hat sie ausgesandt, den widersetzlichen Titanen zu bestrafen. Der Götter-Schmied Hephaistos, Prometheus' Freund, weiß um das Urteil: Prometheus soll an einen Felsen im Kaukasus geschmiedet werden; und Tag für Tag wird ein Adler sein Blut zu trinken.

Ein Trauerzug führt die tote Pandora zur Bestattung. Inzwischen gehen die olympischen Vollstrecker daran, das Urteil des Zeus zu vollziehen: Hephaistos klagt um den Freund, Kratos und Bia zwingen ihn aber, die Ketten zu schmieden. Dann öffnen sie die Adern des Prometheus. Pandora ist wieder zum Leben erwacht und stimmt einen Klagegesang an.

Der Chor der Okeaniden versucht, Pandora zu trösten. Hermes erscheint mit einer Büchse, die Zeus gesendet hat. Prometheus hat Pandora vor diesem Geschenk gewarnt, doch Pandora nimmt es an, um zu entdecken, daß sich ihre Tränen in der Büchse zu einem wundertätigen Balsam verwandelt haben. Der Chor besingt die wiedererlangte Zuneigung des Herrscher-Gottes.

Aufnahmen

Die Diskographie ist der Bedeutung der Partitur nicht im mindesten angemessen: Roger Norrington hat Fragmente aus dem selten gespielten Werk aufgenommen, sodaß sich Musikfreunde zumindest ansatzweise ein Bild machen können.

Der szenische Versuch einer brasilianischen Compagnie in Sau Paulo (→ über Youtube abrufbar) geriet musikalisch völlig unzureichend und fragwürdig, weil die originalen Dialoge durch Rezitative asu der Feder des Dirigenten ersetzt wurden.

↑DA CAPO