L'Arlesienne
Schauspielmusik von Georges Bizet (1872)
Neben der Oper Carmen ist die Suite aus der Schauspielmusik zu L'Arlesienne die bekannteste Musik aus Georges Bizets Feder. Hört man die berühmte Farandole oder Carillon, käme man nicht auf die Idee, daß diese Musik ursprünglich für ein kleines Kammerorchester gedacht war.
27 Nummern hat der Komponist als musikalische Stimmungskulisse für die Schauspielaufführung geschrieben, einige nicht länger als ein paar Sekunden. zusammengesetzt wurde, von denen einige nicht länger als zwanzig Takte waren?
Léon Carvalho hatte 1872 für sein neues Pariser Theater Vaudeville ein neues Mélodrame gesucht. Das Genre, bei dem eine kleine Kapelle eine Schauspielhandlung untermalte, war in Paris damals äußerst beliebt. Alphonse Daudet sollte ein Stück schreiben, zu dem der junge Georges Bizet die Musik komponieren wollte. Die Autoren fanden rasch zueinander. Bizet erarbeitete die nötigen Musiknummern in den Sommermonaten, am 1. Oktober konnte L'Arlesienne Premeiere feiern, eine Dorftragödie aus der Provence, inspiriert von einer wahren Geschichte, die ein Freund Daudets, der provenzalischen Dichter Frédéric Mistral erzählt hatte.
Hauptfigur ist Frédéri, ein junger Bursche, der hoffnungslos verliebt ist in ein Mädchen aus dem benachbarten Arles - die »Arlesienne,« die in dem Stück nie in Erscheinung tritt, aber die Handlung wie eine Vorwegname von Daphnedu Mauriers Rebecca vollkommen dominiert. Sie ist die Geliebte eines örtlichen Granden und hat keinen Sinn für ihren jungen Verehrer. Frédéri stürzt sich in ein Abenteuer mit dem erstbesten Mädchen seines Dorfes, die er zu heiraten verspricht. Am Tag der Hochzeit aber tötet er sich selbst. Die verzweifelte Mutter bleibt zurück mit ihrem jüngeren Sohn, Janet, der ob seiner Einfältigkeit von allen »L'Innocent« genannt wird - doch durch das Schockerlebnis des Selbstmords Frédéris plötzhlich seiner Sinne wieder mächtig wird. Die Mutter hat einen Sohn verloren, um den anderen zu gewinnen.
Für Bizet boten die lyrischen Verse Daudets den rechten Anlaß, die Seelenzustände der handelnden Personen in Klängen zu schildern. Die psychologische Kunst der Carmen-Musik bereitet sich in den instrumentalen Nummern der Arlesienne vor.
Um das Lokalkolorit zu treffen, arbeitete er in seine Schauspielmusik einige traditionelle provenzalischen Melodien ein, darunter den Marcho dei Rei (den königlichen Marsch), und Danse dei Chivau-Frus, die Begleitmusik zu einem Pferde-Ballett, die zur Vorlage für die beliebte Farandole wurde, in deren Finale der Königs-Marsch noch einmal hereinklingt. Einmal verwendet Bizet auch das alte provencalische Lied Er dou Guet.
Manches aus dem Farbenspiel der Partitur, die später für den Konzertgebrauch für großes Orchester arrangiert wurde, inspirierte Bizets Klangphantasie: So war das Saxophon in der kleinen Theater-Kapelle bereits vertreten - und wurde vom Komponisten als Instrument zur Charakterisierung des jüngeren Bruder, des »Innocente« verwendet; während bei den Streichern die tiefen Instrumente dominierten.
Die erste der beiden symphonischen Suiten (Prelude, Intermezzo, Adagietto und Carillon) erklang bereits im November des Uraufführungsjahres im Konzertsaal. Die Suite Nr. 2 (Entr'acte, Pastorale und Farandole sowie eine Nummer aus Bizets Oper La Jolie Fille de Perth) arrangierte Ernest Guiraud, der später auch die Rezitative zu Carmen verfaßte. Daudet hat es noch erleben dürfen, daß L'Arlesienne mit Bizets Musik zu einem Erfolg wurde: Anläßlich einer Ehrung des Dichters durch die Académie Française kam das Stück 1885 im »Odeon« heraus und erlebte zahlreiche Reprisen.
27 Nummern hat der Komponist als musikalische Stimmungskulisse für die Schauspielaufführung geschrieben, einige nicht länger als ein paar Sekunden. zusammengesetzt wurde, von denen einige nicht länger als zwanzig Takte waren?
Léon Carvalho hatte 1872 für sein neues Pariser Theater Vaudeville ein neues Mélodrame gesucht. Das Genre, bei dem eine kleine Kapelle eine Schauspielhandlung untermalte, war in Paris damals äußerst beliebt. Alphonse Daudet sollte ein Stück schreiben, zu dem der junge Georges Bizet die Musik komponieren wollte. Die Autoren fanden rasch zueinander. Bizet erarbeitete die nötigen Musiknummern in den Sommermonaten, am 1. Oktober konnte L'Arlesienne Premeiere feiern, eine Dorftragödie aus der Provence, inspiriert von einer wahren Geschichte, die ein Freund Daudets, der provenzalischen Dichter Frédéric Mistral erzählt hatte.
Hauptfigur ist Frédéri, ein junger Bursche, der hoffnungslos verliebt ist in ein Mädchen aus dem benachbarten Arles - die »Arlesienne,« die in dem Stück nie in Erscheinung tritt, aber die Handlung wie eine Vorwegname von Daphnedu Mauriers Rebecca vollkommen dominiert. Sie ist die Geliebte eines örtlichen Granden und hat keinen Sinn für ihren jungen Verehrer. Frédéri stürzt sich in ein Abenteuer mit dem erstbesten Mädchen seines Dorfes, die er zu heiraten verspricht. Am Tag der Hochzeit aber tötet er sich selbst. Die verzweifelte Mutter bleibt zurück mit ihrem jüngeren Sohn, Janet, der ob seiner Einfältigkeit von allen »L'Innocent« genannt wird - doch durch das Schockerlebnis des Selbstmords Frédéris plötzhlich seiner Sinne wieder mächtig wird. Die Mutter hat einen Sohn verloren, um den anderen zu gewinnen.
Für Bizet boten die lyrischen Verse Daudets den rechten Anlaß, die Seelenzustände der handelnden Personen in Klängen zu schildern. Die psychologische Kunst der Carmen-Musik bereitet sich in den instrumentalen Nummern der Arlesienne vor.
Um das Lokalkolorit zu treffen, arbeitete er in seine Schauspielmusik einige traditionelle provenzalischen Melodien ein, darunter den Marcho dei Rei (den königlichen Marsch), und Danse dei Chivau-Frus, die Begleitmusik zu einem Pferde-Ballett, die zur Vorlage für die beliebte Farandole wurde, in deren Finale der Königs-Marsch noch einmal hereinklingt. Einmal verwendet Bizet auch das alte provencalische Lied Er dou Guet.
Manches aus dem Farbenspiel der Partitur, die später für den Konzertgebrauch für großes Orchester arrangiert wurde, inspirierte Bizets Klangphantasie: So war das Saxophon in der kleinen Theater-Kapelle bereits vertreten - und wurde vom Komponisten als Instrument zur Charakterisierung des jüngeren Bruder, des »Innocente« verwendet; während bei den Streichern die tiefen Instrumente dominierten.
Die erste der beiden symphonischen Suiten (Prelude, Intermezzo, Adagietto und Carillon) erklang bereits im November des Uraufführungsjahres im Konzertsaal. Die Suite Nr. 2 (Entr'acte, Pastorale und Farandole sowie eine Nummer aus Bizets Oper La Jolie Fille de Perth) arrangierte Ernest Guiraud, der später auch die Rezitative zu Carmen verfaßte. Daudet hat es noch erleben dürfen, daß L'Arlesienne mit Bizets Musik zu einem Erfolg wurde: Anläßlich einer Ehrung des Dichters durch die Académie Française kam das Stück 1885 im »Odeon« heraus und erlebte zahlreiche Reprisen.