Antonín Dvořáks Klaviertrios

Sechs Klaviertrios hat Antonín Dvořák komponiert. Die ersten beiden hat er selbstkritisch vernichtet.


Trio in B-Dur, op. 21

I. Allegro molto
II. Adagio molto e mesto
III. Allegretto scherzando
IV. Finale: Allegro vivace

Dvořàks Klaviertrio in B-Dur, das erste Werk in dieser Besetzung, das erhalten blieb, entstand im Frühsommer 1875. Es erklang erstmals im Februar 1877 in einem Konzert des Pianisten Karl Slavkovský mit František Ondřiček (Violine) und Alois Sládek (Cello). Die Sätze gehorchen den klassischen Formprinzipien: Eine Sonatensatz folgt ein melancholisches Adagio, in dem der Komponist in unorthodoxer Weise die Tonarten g-Moll, A-Dur und fis-Moll (im Mittelteil) miteinander konfrontiert. Das anmutige Scherzo steht in Es-Dur, führt die musikalische Architektur mit dem Trio aber wieder zurück in die Ausgangstonart des Werks. Das Finale sucht nach einem gewichtigen formalen Ausgleich zum Kopfsatz.

Trio in g-Moll, op. 26

I. Allegro moderato
II. Largo
III. Scherzo: Presto
IV. Finale: Allegro non tanto

Das Klaviertrio g-Moll, Opus 26, entstand 1876 - wie das etwa zwanzig Jahre ältere Schwesterstück aus der Feder von Friedrich Smetana nach dem Tod eines Kindes: Dvořáks Tochter starb 1876, einem Jahr, in dem sich der Vater intensiv mit seinem ersten groß angelegten geistlichen Werk, dem Stabat Mater und mit seinem ersten großen Instrumentalkonzert, seinem einzigen Klavierkonzert beschäftigte. In der Tonart des klavierkonzerts, g-Moll, schrieb Dvořák dann auch sein zweites (erhaltenes) Klaviertrio, das er selbst am Klaviert im Juni 1879 in Turnov mit dem Geiger Ferdinand Lachner und dem Cellisten Alois Neruda zur Urauffführung brachte. Die Akkorde der Einleitungsmusik zum Kopfsatz nehmen in der dramatisch zugespitzen Durchführung eine entscheidende Stellung ein und dominieren bedrohlich auch den letzten Abschnitt des Satzes. Den langsame Satz in Es-Dur, dominiert die lyrische Cello-Melodie, mit dem er beginnt. Daß inmitten des folgenden Scherzos ein kunstvoller Kanon steht, kann den leichten, spritzigen Tonfall dieses Satzes nicht beschweren, während im Finale die Akkord-Thematik des Kopfsatzes wiederkehrt. Doch schließt Dvořáks Trio positiv und kraftvoll in G-Dur.

Trio in f-Moll

I. Allegro ma non troppo - Poco più mosso, quasi vivace
II. Allegro grazioso - Meno mosso
III. Poco adagio
IV. Finale: Allegro con brio - Meno mosso - Vivace

Das f-Moll-Trio, entstanden während der Arbeit am brillanten Scherzo capriccioso, 1883, und spiegelt - deutlicher noch als das Vorgängerwerk, das g-Moll-Trio - einen Todesfall in Dvořáks Familie: Die geliebte Mutter des Komponisten erhielt in diesem leidenschaftlichen, durchas von Brahms beeinflußten Kammermusik-Werk ein tönendes Requiem.


Trio in 3-Moll »Dumky-Trio«

I. Lento maestoso - Allegro vivace, quasi doppio movimento
II. Poco adagio - Vivace non troppo
III. Andante - Vivace non troppo - Andante - Allegretto
IV. Andante moderato (quasi tempo di marcia) - Allegretto scherzando - Meno mosso - Allegro - Moderato
V. Allegro
VI. Lento maestoso - Vivace, quasi doppio movimento - Lento - Vivace

Das »Dumky-Trio« ist zweifelsfrei Antonín Dvořáks originellstes kammermusikalisches Werk. Es entstand 1890 und erklang erstmals Februar 1891 anläßlich des Englandaufenthalts im Zuge der Uraufführung seines »Requiems« in London. Einzigartig die Verquickung von Volkslied- und Tanzformen und intimer Kammermusik. Eine Dumka war ursprünglich ein ukrainischer Klagegesang, ein Ableger der Duma, einer Ballade. Dvořák hatte erstmals 1876 eine Dumka komponiert, ein kurzes Klavierstück, das zum Ahnherrn etlicher vergleichbarer Stücke in seinem Oeuvre werden sollte. Die Dumka findet sich stilisiert in seingein der Slawischen Tänze, im Streichsextett, im Es-Dur-Streichquartett und, besonders prominent, im langsamen Satz des berühmten Klavierquintetts op. 81. Im seinem letzten Klaviertrio aber nutzt Dvořák die Form für alle sechs Sätze der Komposition. Der für die Dumka typische Kontrast aus einem melancholischen Eingangsthema und einem - oft rasant gesteigerten - raschen Mittelteil, sorgt also für die in der Kammermusik völlig unbekannte formale Bauart dieses Werks.

Für inneren Reichtum sorgt die Tonarten-Dramaturgie. Vom e-Moll des tonal zunächst unbestimmten, suchenden Kopfsatzes mit seiner fröhlichen E-Dur-Gegenmelodie führt der harmonische Weg nach cis-Moll, nach A-Dur und d-Moll, später nach es-Moll. Das Finale mit seinen improvisatorischen gedankenverlorenen Momenten steht in c-Moll.
Die Uraufführung des Dumky-Trios fand am 11. April 1891 in Prag statt. Wiederum saß der Komponist am Klavier, Hanuš Wihan, Kollege am Prager Konservatorium spielt das Cello, Ferdinand Lachner übernahm den Violin-Part.

       

↑DA CAPO