Symphonie VI e-Moll op. 98
(1884/85, Mürzzuschlag)
Uraufführung: 24. Oktober 1885, Meiningen (unter der Leitung des Komponisten)
Vorgeschichte
Hatte die Dritte Symphonie noch - im letzten Moment - zu einem versöhnlichen Abschluß gefunden, verweigert die Vierte und letzte der Brahms-Symphonien das Happy End. Vom ersten Ton an herrscht in diesem Werk marmorne Strenge, gesteigert noch durch die Tatsache, daß der Finalsatz nicht auf klassische Formen, sondern auf die barocke Passacaglia zurückgreift - und getreu dem Vorbild der »Chaconne« am Ende von Bachs d-Moll-Violinpartita nur im Mittelteil eine beruhigende, nach Dur gewendete Passage zuläßt.Die im Laufe der Jahre immer weiter verfeinerte Kunst, aus wenigen, knappen Motiv-Elementen unterschiedliche Ausdruckswerte zu gewinnen, erreicht in der Vierten einen Gipfel. Wie schon im Finale der Dritten Symphonie gelingt es - etwa im zweiten Satz - gegensätzliche, einander scheinbar widersprechende Aussagen aus demselben Vokabular zu schöpfen.
Die heftige Fortissimopassage am Höhepunkt der dramatischen Entwicklung des Andante moderato besteht aus derselben Intervallfolge wie die tröstliche lyrische Gegenstrophe: