BRAHMS               

Die Serenaden

Wie ein Satyrspiel zum schwierigen Arbeitsprozeß am zyklopischen Ersten Klavierkonzert entwarf Brahms seine beiden lichten Serenaden.

Auf dem Weg zur Symphonie hat sich Johannes Brahms Zeit gelassen. Die beiden Serenaden sind neben dem Ersten Klavierkonzert die ersten Orchesterpartituren, die er abschloß. Sie zeigen den Komponisten von einer ungewohnt freundlichen Seite.

Serenade Nr. 1
D-Dur, op. 11 (1857/58)

Das Werk entstand wirklich nach dem Vorbild mancher klassischen Serenade. Von Joseph Joachim hatte sich Brahms die Partituren einschlägiger Werke von Haydn und Mozart schicken lassen.

Joachim dirigierte auch die Uraufführung der kammermusikalischen Urfassung der von ursprünglich vier geplanten auf sechs Sätze angewachsenen D-Dur-Serenade. Bei der Erstellung der Orchesterfassung dachte der Komponist dann eine Zeitlang daran, das Werk doch zu seiner Ersten Symphonie zu machen, beließ es dann aber beim ursprünglichen Titel - und bei sechs Sätzen.




Serenade Nr. 2, A-Dur, op. 28 (1858/59)

Die Zweite Serenade entstand nahezu parallel zur ersten und war in ihren Grundzügen offenbar bereits im Herbst 1859 vollendet. Die Uraufführung fand 1860 statt.

Gegen die oft fast ausgelassene Stimmung des D-Dur-Werk nimmt sich die A-Dur-Serenade schon von ihrer Grundtönung her dunkler aus, ist - ohne Pauken und Trompeten und vor allem: ohne Violinen (!) - mit gedeckteren Farben gemalt.


Die beiden bedeutenden Aufnahmen der Serenade stammen aus England. Sir Adrian Boult dirigierte die schwungvollsten, auch in den langsamen Sätzen zügigen Wiedergaben mit dem blendend disponierten, hörbar wohlgeaunten London Philharmonic.

Die schwermütigen Untertöne, die sich auch in diesen Partituren aufspüren lassen, läßt István Kertész mit London Symphony zwischendurch anklingen. Doch bezaubert auch diese, insgesamt gemessener Wiedergabe der beiden Werke vor allem durch das Musikantentum der Londoner Bläser-Solisten.

↑DA CAPO