Kammermusik für Mühlfeld
Die späten Werke für Klarinette
Zu den Glücksfällen der Musikgeschichte zählt die Begegnung des Komponisten Johannes Brahms mit dem herausragenden Klarinettisten seiner Zeit: Richard Mühlfeld. Er war Soloklarinettist der Hofkapelle in Meiningen. Auf seinem Instrument muß er ein Naturtalent sonder gleichen gewesen sein. Ursprünglich Geiger in der Hofkapelle arbeitete er sich durch intensives Selbststudium zum Soloklarinettisten des Orchesters empor. Die Zeitgenossen liebten Mühlfeld, sein Spiel galt als unvergleichlich sensibel und farbenreich. Immer wieder wird betont, Interpret und Instrument würden bei der Musikwiedergabe zu einer Einheit verschmelzen: Der Berliner Maler Adolf Menzel war so beeindruckt von dieser künstlerischen Leistung, daß er in seinem (allerdings durchaus zweideutig interpretierbaren) Beitext zu einer Portrait-Zeichnung Mühlfelds den Musiker mit der Muse Euterpe gleichsetzte.Mühlfelds Spiel bezauberte auch Brahms so sehr, daß der seinen strikten Vorsatz aufgab, nach dem Streichqintett in G-Dur (1890) nichts mehr komponieren zu wollen.
1891 und 1894 entstanden für Mühlfeld, den Brahms scherzhaft sein Fräulein Klarinette nannte, insgesamt vier außerordentliche kammermusikalische Werke, die neben den abschließenden Soloklavierstücken der Serien Op. 116, 118 und 119 den Höhepunkt in Brahms' Spätwerk bilden.
- Trio a-Moll op. 114
- Allegro
- Adagio
- Andante grazioso
- Allegro
- Quintett h-Moll op. 115
- Allegro
- Adagio
- Andantino - Presto non assai
- Con moto
- Sonate Nr. 1 f-Moll op. 120/1
- Allegro appassionato
- Andante un poco Adagio
- Allegretto grazioso
- Vivace
- Sonate Nr. 2 Es-Dur op. 120/2
- Allegro amabile
- Appassionato ma non troppo allegro
- Andante con moto
Bezeichnend, daß nicht die alle Gefühlsebenen berührende f-Moll-Sonate, die von einem dramatisch aufgewühlten Beginn über ein lyrisches Adagio und ein tänzerisch bewegtes Ländler-Scherzo zu einem brillant-frischen F-Dur-Finale führt a Ende dieses Werkzyklus steht, sondern die introvertiertere Sonate in Es-Dur, die - typisch für Brahms - mit einem insgesamt ruhigen Variationssatz schließt . . .
Brahms' Biograph Max Kalbeck schrieb:
Brahms brauchte den schneidenden und schluchzenden Klang des damit verbundenen, der Klarinette erlaubten, ihr besonders eigentümlichen jähen Registerwechsels, um der Klage seiner Melodie den tiefergehenden Ausdruck zu geben.