Johann Ladislaus Dussek

(1760 - 1812)

Auch Jan Ladislav Dussek (nicht zu verwechseln mit dem älteren → Franz Xaver Dussek) stammte aus Czaslau in Mittelböhmen und wurde als Wenceslaus Joannes Dussik getauft. Johann Ladislaus Dussek schrieb er sich selbst, als solcher taucht er auch in der Literatur immer wieder auf - sein Name stand für Klaviervirtuosentum der ersten Stunde. Im Verein mit Kollegen wie Clementi, Field, Cramer und anderen prägte Dussek vor allem das Londoner Musikleben der Jahre um 1800 und begründete die nachfolgende romantische Pianistik mit - und auch die Vorliebe für die neue englische Klaviermechanik.

Ausgebildet wurde der Sohn einer musikalischen Familie vor allem in Iglau - dasselbe Gymnasium besuchte ein Jahrhundert später Gustav Mahler!

Konzertreisen

Erste Sporen als Virtuose verdiente sich Dussek auf Reisen in den Niederlanden: Mecheln, Amsterdam und Den Haag waren die ersten Stätten seiner pianistischen Triumphe. Für eigene Zwecke schrieb er auch sein erstes Klavierkonzert, in dem er seine technischen Fertigkeiten ins rechte Licht rückte. Stilistisch prägte die »Empfindsamkei« Carl Philipp Emanuel Bachs Dusseks Musik.

Als reisender Virtuose geriet Dussek in Rußland einmal in denn Verdacht, an einem politischen Komplott beteiligt zu sein und mußte vor dem Zugriff der Polizei Katharinas der Großen fliehen. Im übrigen aber schätzte man seine pianistischen Künste.

London an Haydns Seite

Der Ruhm des Künstlers festigte sich im vorrevolutionären Paris, ehe die Übersiedlung nach London, 1789, den entscheidenden Durchbruch markierte: Als Joseph Haydn zu seinen legendären England-Reisen aufbrach, war Dussek in der englischen Metropole bereits ein Fixstern des Musiklebens. Haydn nannte ihn einen
aufrechtesten Mann des Anstands, der Kultur und, im Bereich der Musik, als exzellentesten von allen.
Von Dussek übernahm Haydn in seinen späten Klaviersonaten die klanglichen Effekte des neu erfundenen Pedals, dessen Gebrauch er in der Sonate Hob. XVI/50 sogar ausdrücklich vorgeschrieben wird.

Finanzieller Ruin

Wie einige Jahrzehnte vor ihm sein Namensvetter Franz Xaver Dussek heiratete der Klaviervirtuose eine seiner Schülerinnen, die als Sängerin Karriere gemacht hatte: Sophie Corri, deren Vater einen renommierten Musikverlag betrieb.

Das war nach seiner Ehe mit seiner Klavier-Partnerin Anne-Marie Krumpholtz, die um seinetwillen ihren Ehemann, den Komponisten Krumpholtz verlassen hatte, der sich daraufhin das Leben nahm. Mit Anne-Marie konzertierte Dussek in London einige Zeit lang gemeinsam.

Finanzielle Schwierigkeiten und der Konkurs des Verlags trieben Dussek zurück nach Deutschland. Während der Schwiegervater in den Schuldturm wanderte, beschloss Dussek sein Leben in der Nähe von Paris, ohne seine Frau und die Tochter Olivia wiederzusehen.

An Louis Ferdinands Seite

In Hamburg lernte Dussek aber den musikalischen Prinzen Louis Ferdinand von Preußen kennen, der ihn zu seinem persönlichen musikalischen Lehrer - und bald auch Zechkumpan - kürte. Dussek wurde zuletzt sogar zum Verleger von Louis Ferdinands Kompositionen. Doch der Prinz fiel in den napoleonischen Kriegen.

Späte Jahre in Paris

Der Komponist ging zuletzt nach Frankreich, wo er Kapellmeister des Ministers Charles-Maurice de Talleyrand-Périgord wurde, dessen Rückkehr nach Paris er in einer programmatischen Klaviersonate verewigte.

Vom Alkohol, der Gicht und schweren Depressionen gezeichnet, starb Dussek 1812 in St. Germain-en-Laye.



↑DA CAPO