Carl Ditters von Dittersdorf
(1739-1799)
Ditters war einer der profiliertesten Zeitgenossen der Wiener Klassiker Haydn und Mozart.
Vom Kammerknaben des Prinzen Sachsen-Hidburghausen wurde er zum Instrumentalisten in der kaiserlichen Hofmusikkapelle in Wien. Seinen Kapellmeister Christoph W. Gluck durfte Ditters 1763 auf seiner Italienreise begleiten.
Kapellmeisterpositionen bekleidete er in Großwardein (als Nachfolger Michael Haydns) und beim Bischof von Breslau auf dem schlesischen Schloß Johannesberg, wo er auch bischöflicher Forstmeister war
Vom kaiser geadelt, durfte er ab 1773 den Namen Carl Ditters von Dittersdorf tragen.
Legendär ist Dittersdorfs kammermusikalische Partnerschaft mit Haydn, Mozart und Wanhal, 1784 in Wien. Bei dieser Gelegenheit wurden Mozarts »Haydn-Quartette« erstmals gespielt.
Für Mozart wurde Dittersdorf zum Konkurrenten, als sein Singspiel Doktor und Apotheker zum Kassenschlager wurde und den Figaro vom Spielplan des Hofburgtheaters verdrängte.
Dittersdorfs Beiträge zur Gattung des Deutschen Singspiels erfreuten sich höchster Beliebtheit. Sie entstanden in den Jahren zwischen der Entführung aus dem Serail, dem ersten prominenten Beitrag zum neuen, vom Kaiser favorisierten Genre, und der Zauberflöte, während sich Mozart wieder der italienischsprachigen Oper zuwandte. Von Dittersdorf kamen in jenen Jahren in Wien laufend neue Stücke heraus, die alle Furore machten:
Betrug durch Aberglauben (1786)
Liebe im Narrenhaus (1787)
Hieronimus Knicker (1787)
Das rothe Käppchen (1788)
Dittersdorf war berühmt genug, daß ihn der Cello spielenden preußische König nach Berlin lud, um sechs eigens für diesen Zweck komponierte Streichquintette zu präsentieren. Als Hommage an das »königliche Instrument« wählte Dittersdorf - anders als Mozart, aber wie später Franz Schubert - die Besetzung mit zwei Celli; und gönnte dem für den musizierenden König vorgesehenen Part einige attraktive Solo-Passagen.
Seine letzte Anstellung fand Ditters beim Herzog Carl Christian Erdmann von Württemberg-Oels in Niederschlesien.
Von Gicht geplagt, lebte der Komponist zuletzt als Gast Ignav von Stillfrieds im böhmischen Deschna. Dort diktierte er seinem Sohn die Lebenserinnerungen, die einen schönen Einblick ins Leben jener Epoche gewähren.
Der Nachwelt bekannt blieben Dittersdorfs pittoreske Symphonien nach Ovids Metamorphosen, die programmatische Schilderungen der Fabeln mit klassischer Formbeherrschung zu vereinen suchen.
Allerdings sind nur sechs Werke in Partitur überliefert, von einer weiteren Sechsergruppe existieren teils Klavierauszüge, teils kenn man nur die Titel der Werke.
1 C-Dur Die vier Weltalter
2 D-Dur Der Sturz Phaetons
3 G-Dur Die Verwandlung Aktaeons in einen Hirsch
4 F-Dur Die Rettung der Andromeda durch Perseus
5 D-Dur Die Versteinerung des Phineus und seiner Freunde
6 A-Dur Die Verwandlung der lykischen Bauern in Frösche
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Sinfonie Nr. 7 Jason und das Goldene Vließ (Klavier)
Sinfonie Nr. 8 Die Belagerung von Megara (verloren)
Sinfonie Nr. 9 Die Apotheose des Herkules (Klavier)
Sinfonie Nr. 10 Orpheus und Eurydike (verloren)
Sinfonie Nr. 11 Midas als Schiedsrichter zwischen Pan und Apoll (verloren)
Sinfonie Nr. 12 Ajax und Odysseus im Sreit um die Waffen des Achilleus (Klavier)