Symphonie Nr. 93 D-Dur

1791

Uraufführungsort: London


  • Adagio – Allegro assai
  • Largo cantabile
  • Menuett. Allegro
  • Finale. Presto ma non troppo
  • Der Tod des Fürsten Nikolaus Esterházy markierte eine Zäsur in Joseph Haydns Leben. Nachfolger Paul Anton II. legte keinen Wert auf eine große kulturelle Prachtentfaltung, entließ die Kapelle und gab seinem Hofkapellmeister jede Freiheit. Zwar blieb Haydn nominell in fürstlichen Diensten - man schmückte sich gern mit seinem Namen, der mittlerweile weltweit ein Begriff war. Doch mußte der berühmteste aller Komponisten nur noch einmal pro Jahr eine Messe für den Gottesdienst zum Namenstag der Fürstin schreiben.

    Er hatte als Zeit - und auch den Mut! - die Einladung anzunehmen, die ihn nach London führte. Dort empfing man ihn als absoluten Herrscher der Musik. Die Briefe an seine Freundin, Marianne von Genzinger, sind vielsagend:

    meine anckunft verursachte grosses aufsehen durch die ganze stadt durch 3 Tag wurd ich in allen zeitungen herumgetragen: jederman ist begierig mich zu kennen. Ich muste schon 6 mahl ausspeisen, und könnte wenn ich wollte täglich eingeladen seyn, allein ich mus erstens auf meine Gesundheit, und 2tens auf meine arbeith sehen. ich nehme außer den Milords bis nachmittag um 2 uhr keine visite an, um 4 uhr speis ich zu Haus mit Mon. Salomon.

    Der Empfang in England sei alles in allem höchst schmeichelhaft für ihn ausgefallen. Zum Komponieren blieb dem Meister freilich kaum Zeit - auftragsmäß hätte er ja nicht nur Symphonien, sondern auch eine Oper zu schreiben gehabt, deren Libretto aber noch gar nicht feststand:

    ... wünschte ich mir auf eine zeit nach wienn fliehen zu könen um mehrere ruhe zur arbeith zu haben, dan der lärm auf denen gassen von dem allgemeinen verschiedenen Verkaufs Volck ist unausstehlich. ich arbeite zwar jezo noch in sinfonien, weil das opera büchl noch nicht entschieen ist ich werde aber um mehr ruhe zu haben mir ein Zimmer weit von der stadt miethen müssen.

    Eines der Schreiben an die Freundin verrät übrigens, daß die Symphonie Nr. 93 ihr gewidmet werden sollte und daß Haydn sich mit dem Gedanken trug, das Finale zu überarbeiten, das ihm in der Version der Uraufführung vergleichsweise schwach erschien...

    Ob es eine frühere Version jenes Final-Satzes gab, den wir heute kennen? Eine Alternative ist nicht aufzufinden. Daß die Musik, wie sie überliefert ist, dem Komponisten »schwach« vorgekommen sein könnte, mag man allerdings nicht glauben.




    ↑DA CAPO