Symphonie Nr. 59 A-Dur
»Feuer-Symphonie«
1769?
Presto Andante o piu tosto allegretto Menuett Allegro assai
Mit einem wahrhaft funkensprühenden Presto beginnt dieses originelle Werk, das allerdings aus einem anderen Grund seinen Beinamen Feuer-Symphonnie erhalten hat. Auf einer Kopie der Partitur aus der Sammlung des Großherzogs von Mecklenburg-Schwerin findet sich die Bemerkung
1774 für die Wahr'sche Truppe in Esterháza an dem Stücke »Die Feuersbrunst« als Zwischenactmusik geschrieben.
Nun hat Haydn immer wieder Schauspielmusiken für Carl Wahr und sein Ensemble komponiert, das häufig im Schloßtheater und im Preßburger Schauspielhaus gastierte. So verdankt etwa die Symphonie Nr. 60, Il distratto einer solchen Gelegenheit ihre Entstehung.
Es stimmt auch, daß Wahr in der Spielzeit 1773/74 Friedrich Wilhelm Grossmanns 1773 in Halle uraufgeführtes Stück Die Feuersbrunst in Preßburg auf dem Programm hatte. (Nicht zu verwechseln übrigens mit dem gleichnamigen, bedeutend früher entstandenen Singspiel Haydns, das nur denselben Namen trägt!)
Die Symphonie Haydns ist aber mit Sicherheit um einige Jahre vor diesen Schauspielaufführungen entstanden (vermutlich 1767 oder 1768 - ein Jahr darauf existiert es bereits in datierten Abschriften).
Haydn-Forscher H. C. Robbins Landon spekulierte, daß die Annahme, diese Musik sei während den Aufführungen der Feuersbrunst verwendet worden, dennoch stimmen könnte. Möglicherweise hat Haydn in Eile auf das ältere Manuskript zurückgegriffen.
Der feurige Kopfsatz paßt jedenfalls durchaus auf den Kosenamen des Werks, sprühend geistreich und schon nach den ersten, stürmischen Takten mit einer Überraschung aufwartend, wenn mit einem Mal gespenstische Ruhe einkehrt.
Der elaborierte langsame Satz ist dann eher von gelehrtem Charakter, steckt immerhin aber auch voller »theatralischer« Überraschungen: Betörend der Effekt, wenn mit der Modulation von a-Moll nach A-Dur die Bläser zu den bis dahin allein musizierenden Streichern treten, rätselhaft der Einbruch einer Fortissimo-Fanfare der Hörner mitten ins Geschehen . . .
Das Menuett ist durch klare thematische Verwandtschaft an das Adagio gebunden, das Finale wiederum steckt voller vorwärtstreibender Fanfarenklänge und nimmt den zündenden Ton des Symphonie-Beginns wieder auf.