Symphonie Nr. 54 C-Dur
1774
- Adagio maestoso - Presto
- Adagio assai
- Menuet e trio
- Finale. Presto
Diese Symphonie ist eine der bemerkenswertesten aus den Siebzigerjahren, enthält sie doch den längsten langsamen Satz, den Joseph Haydn je für eine Symphonie komponiert hat. Überdies enthält das Autograph, aufbewahrt in Berlin, etliche Spuren kräftiger Bearbeitungen, die beweisen, daß der Komponist dieses Werk immer wieder aufgeführt hat.
Als erster Schritt fügte er seiner Symphonie bei einer spätern Aufführung die zauberhafte langsame Einleitung hinzu. Ursprünglich hatte sie direkt mit dem quirligen Presto begonnen.
Außerdem reicherte Haydn die Instrumentation immer weiter an. Zuletzt war die zunächst nur für zwei Oboen, zwei Hörner und Streicher (mit einem Fagott zur Verstärkung der Baßtöne) orchestrierte Symphonie mit zwei Flöten- und zwei Trompetenstimmen, einer Stimme für ein zweites Fagott und Pauken versehen. Eine entsprechende Ausgabe findet sich in der Sammlung von Beethovens kaiserlichem Schüler, Erzherzog Rudolph.
Daß es sich bei diesem Werk um ein Vorzeigestücke handelte, ist evident. Nicht nur wegen des ausführlichen langsamen Satzes, sondern auch wegen der groß angelegten Struktur des Finales, das nicht als leichtgewichtiges Rondo, sondern als elaborierter Sonatensatz daherkommt und ein echtes Gegengewicht zum Kopfsatz bildet.
Über die Gegebenheiten bei den Konzerte in Esterháza können wir zwar nur spekulieren, doch wußte Haydn, daß er für ein hoch gebildetes Publikum von Musikkennern schrieb - und offenbar auch, daß er mit seinen Musikern bei solchen Gelegenheiten in komplexe musikalische Dialoge treten konnte: Die Kadenz der beiden Violinen auf dem Höhepunkt des Adagios kann man sich durchaus als Duett des Komponisten selbst mit seinem legendären Konzertmeister Tomasini denken . . .