Symphonie Nr. 100 G-Dur
1794
»Militär
Cover-Dekor für Otto Klemperers Aufnahme
Adagio - Allegro Allegretto Menuett. Moderato Finale. Presto
Die Mittelsätze dieser Symphonie hat Haydn bereits komponiert, bevor er auf seine zweite Reise nach England gegangen ist. Das Allegretto ist überhaupt ein Arrangement eines Satzes aus den Lirenkonzerten, die Haydn in den späten Achtzigerjahre für den König von Neapel komponiert hat.
Die Ecksätze der Symphonie Nr. 100 entstanden aber vermutlich tatsächlich erst 1794, kurz nach der Ankunft in London.
Von der Besetzung her ist diese G-Dur-Symphonie die originellste unter den späten Werken Haydns, kommen doch zum für damalige Verhältnisse ohnehin sehr großen Symphonieorchester noch die Schlaginstrumente der sogenannten »Janitscharen-Musik«, also Becken, Triangel, große Trommel.
Sie sorgen im Allegretto und im Finale für kriegerische Töne - der Moll-Mittelteil des langsamen Satzes wird auf diese Weise zum regelrechten tönenden Abbild eines Scharmützels, in das auch die Signaltrompete hereinklint - die Symphonie trägt also ihren Beinamen zurecht.
Ganz abgesehen vom munteren Seitenthema des Kopfsatzes, das - apropos »Militärsymphonie« nicht von ungefähr viele Hörer an den Radetzky-Marsch von Johann Strauß Vater erinnert; der Haydns Symphonie mit großer Wahrscheinlichkeit gekannt haben dürfte, sie wurde im Wiener »Vormärz« regelmäßig gespielt.
In england wurde nur die »Paukenschlag-Symphonie« zu Lebzeiten Haydns noch populärer als diese. Den beliebten, tatsächlich martialischen Allegretto-Satz von Nr. 100 arrangierte der Komponist selbst für Blasmusik. Er stellt allerdings schon in der Symphonie eine Bearbeitung dar: Ursprünglich stand dieses Allegretto in einem der originellen Liren-Concerti, die Haydn 1786 für den König von Neapel (und dessen Lieblingsinstrument) geschaffen hatte, nachdem dieser sich vergeblich bemüht hatte, den Komponisten als Kapellmeister zu gewinnen. In der Symphonie erhält die Musik durch das Janitscharenschlagwerk - und eine neue Coda - ganz anderes Gepräge.