Die Tageszeiten

Haydns Symphonien Nr. 6 - 8,
Morgen, Mittag und Abend

Uraufführungsort: Palais Esterházy in Wien

Am 1. Mai 1761 unterzeichnete ein kaum bekannter Musiker aus der böhmischen Provinz, der vormalige Kapellmeister des Grafen Morzin, einen Kontrakt als Bediensteter des Fürsten Esterházy: Joseph Haydn sollte, bald als Nachfolger von Esterházys Hofkapellmeister Gergor Joseph Werner, in dieser Funktion zum berühmtesten Musiker Europas werden.

Doch das hat in diesem Moment niemand ahnen können. Zunächst galt es, den ersten Auftrag des Fürsten Paul Anton Esterázy pünktlich zu erfüllen: Drei Symphonien waren bestellt worden. Und der junge Maestro lieferte, dem Geschmack der Zeit entsprechend und getreu den Vorgaben seines Fürsten, Orchesterwerke mit programmatischen Titeln:

Symphonie in D-Dur (Hob.I/6) Der Morgen Adagio – Allegro
Adagio – Andante - Adagio
Menuetto
Allegro

Symphonie C-Dur (Hob. I/7) Mittag Adagio – Allegro
Recitativo. Adagio
Adagio
Menuetto
Allegro

Symphonie G-Dur (Hob. I/8) Der Abend Allegro molto
Andante
Menuetto
La Tempesta. Presto


Tönende Visitenkarten

Haydn packte seinen ganzen Ehrgeiz in die ersten Kompositionen für den Füsten. Vor allem schuf er Demontrationsobjekte für die Fähigkeiten seiner Musiker, schuf brillante Soli für den exzellenten Konzertmeister Tomasini, aber auch für die ersten Bläser der fürstlichen Kapelle, geführt vom Meisterflötisten, Franz Sigl.

Wissend um die Vorliebe Paul Antons für italienische Barock-Musik, sparte Haydn nicht mit Anleihen bei den vielgespielten Concerti grossi jener Ära. Doch legt er auch Wert darauf, sich stilistisch abzuheben und nach dem neuesten Gusto zu komponieren. Also finden sich die Orchestersolisten nicht mehr zum »Concertino« zusammen, sondern treten stets nur einzeln - und raffiniert eingebunden in den symphonischen Kontext der Musik - in Erscheinung.

Formal betrachtet, nimmt sich Haydn zwar Freiheiten gegenüber dem gerade modische drei- oder viersätzigen Schema, das auch dank seiner Werke bald für Symphonien verbindlich werden wird, doch die Faktur der einzelnen Sätze ist bereits auf der Höhe der stilistischen Entwicklung der Sechzigerjahre. Nur am Ende der »abendlichen« Symphonie steht ein orchestraler Sturm, der in barocker Illustrationslust auszuufern scheint, ehe sich der Komponist eines bessern besinnt und doch einen formal abrundenden Schluß für sein Werk findet.

↑DA CAPO