Mit seinen Oratorien Die Schöpfung und Die Jahreszeiten hat Haydn nach der Symphonie und dem Streichquartett eigentlich auch das deutschsprachige Oratorium »erfunden«. Selbst die Engländer mußten und müssen das zugeben!
Eine der absoluten Inselplatten, inspiriert von den ersten, stürmisch bewegten Tönen an, liebevoll modelliert in den zahllosen Details, mit denen Haydn hier die Natur, ihre Schönheit und ihre Unerbittlichkeit besingen läßt. Eine »Einstiegsdroge« nicht nur in die Chormusik dieses Komponisten.
Die Schöpfung
Herbert von Karajan
DG Janowitz, Wunderlich/Krenn, Berry
Diese Aufnahme gehört zu den großen Dokumenten, gerade weil sie notgedrungen Flickwerk bleiben mußte: Man begann im Anschluß an die legendäre Aufnahme von Beethovens Missa solemnis mit dem Wunder-Team Janowitz - Ludwig - Wunderlich - Berry, doch Fritz Wunderlich starb, bevor die Einspielung der Schöpfung vollendet werden konnte - der Dirigent aber bestand darauf, die von Wunderlich gesungenen Teile beizubehalten und ließ Werner Krenn lediglich die fehlenden Abschnitte ergänzen. Ein in der Aufnahmegeschichte einzigartiger Vorgang. Mittlerweile ist ein Livemitschnitt in ähnlicher Bestzung von den Salzburger Festspielen erhältlich, der das gesamte Werk mit Wunderlich hören läßt (ebenfalls bei DG). Denn gehört die dudrchwegs wunderbar musizierte und gesungene Studio-Version zu den Schallplatten-Klassikern.
Der »Dritte Mann«
Il ritorno di Tobia
Sony Classical Ivor Bolton. Mozarteumorchester
Joseph Haydn hat zwei berühmte Oratorien komponiert. Das lernt man in der Schule. Daß es ein früheres großes Chorwerk gibt, verschweigt die Schulweisheit und auch die Aufführungstradition hat keine Notiz davon genommen. Und doch: Die Rückkehr des Tobias ist ein mitreißendes Werk des Sturm- und Drang-Komponisten Haydn, der gerade auf dem Weg zur klassischen Formvollendung ist und sich ganz als Ausdrucksmusiker präsentiert. Unbedingt hörenswert!