Von den über 100 Symphonien, die sich aus Haydns Werkstatt erhalten haben, zählen nur die wenigsten zum Fixbestand des Konzertrepertoires. Doch gibt es einige Gesamtaufnahmen - und etliche exzellente Einzelstücke, die man kennen sollte.
Hör-Tipp für Einsteiger
»Oxford-Symphonie«
DG Hans Rosbaud - Berliner Philharmoniker
Ein Tipp für Einsteiger, die nicht unbedingt mit einer Originalklang-Bemühung beginnen wollen, sondern eine traditionell herzhaft musizierte Deutung vorziehen: Hans Rosbaud, an sich Spezialist für zeitgenössische Musik, hat seinen analytisch klärenden Blick über die Partitur der Oxford-Symphonie schweifen lassen und mit den Berliner Philharmoniker eine höchst entspannte, witzige und - in den dramatischen Momenten des zweiten Satzes auch - theatralisch effektvolle Wiedergabe. Eine ideale »Einstiegsdroge«
Gesamtaufnahmen
Sämtliche Symphonien
Decca Antal Dorati - Philharmonia Hungarica
Es war nicht das Pionier-Projekt in Sachen Gesamtaufnahme aller Haydn-Symphonien. Aber Antal Dorati und seine Philharmonia Hungarica wurden als erste fertig damit, alle 104 von Hoboken numerierten Symphonien für Schallplatten einzuspielen. Die exzellente Decca-Technik sorgte überdies dafür, daß es sich bei diesen Einspielungen auch um klanglich mustergültige Darbietungen handelt.
Sämtliche Symphonien
Brillant Classics Adam Fischer Österr.-ungar. Haydnphilharmonie
Adam Fischer konnte sogar noch ein paar Titel mehr berücksichtigen als Dorati - und fand mit seiner österreichisch-ungarischen Haydn-Philharmonie (gegründet noch vor dem Zusammenbruch der kommunistischen Diktatur in Ungarn) eine wunderbare Balance zwischen Erkenntnissen der Originalklang-Praktiker und einem durchaus traditionsbewußten Musikziergeist.
Empfehlungen
Haydn Symphonien
Deutsche Grammophon Eugen Jochum
Eugen Jochum kämpfte schon für die konsequente Eingliederung Haydnscher Symphonien ins Konzertrepertoire, als sich die Kollegen noch auf einige, ganz wenige Nummern aus dem Hoboken-Katalog begnügten. Seine seit den späten Fünfzigerjahren entstandenen Aufnahmen, herrlich saftig und kraftvoll musiziert, gipfelten in der Serie der Londoner Symphonien, aufgenommen mit London Philharmonic also quasi am »Originalschauplatz« für die DG-Symphonien-Edition Anfang der Siebzigerjahre. Die Frage nach historischen Spielpraktiken stellt wohl niemand, der diese hinreißenden Aufnahmen hört.
Londoner Symphonien
HMV (Warner) Sir Thomas Beecham
Die Deutungshoheit der Londoner Symphonien haben sich die großen englischen Dirigenten nie aus der Hand nehmen lassen. Sir Thomas Beecham trifft den Witz und die Hintergründigkeit von Haydns polyglotter Musik - versteht sich aber auch auf den Ländler-Ton, der in manchen Menuetten die österreichische Herkunft des Komponisten nicht verleugnet.
Symphonien
RCA Pierre Monteux
Meine Sprache versteht man in der ganzen Welt, hatte Haydn einst verkündet. Daß er Symphonien für Paris komponiert hat, ist das eine. Daß ein französischer Maestro auch die Londoner Symphonien mit Elan und Esprit zu interpretieren versteht, beweist Pierre Monteux - leider hat er nur einige wenige dieser Werke aufgenommen. Aber diese Aufnahmen muß man kennen.