*** SINKOTHEK ** PORTRAIT ***

S C A R L A T T I ???

Fragen wir nach dem Meister mit den unzähligen einsätzigen Klaviersonaten, dann geht es um

→ Domenico Scarlatti.


Der Meister der italienischen Oper zwischen Monteverdi und den »Neapolitanern« war


Alessandro Scarlatti

1660 - 1725

Alessandro Scarlatti war, musikhistorisch betrachtet, der bedeutendste Opernmeister der Generation zwischen Monteverdi und den großen Komponisten der sogenannten »neapolitanischen Schule«, die am Beginn der spätbarocken, von den Libretti des Pietro Metastasio geprägten Opernkultur stehen.

Schon den Zeitgenossen galt Scarlatti als ein Komponist, dessen handwerkliches Können und dessen Geschmack einer früheren Epoche angehörten - von Metastasios schablonenhaften Figuren und der starren in handlungstragende Rezitative und virtuose, auf die Demonstration der Vokalartistik der Interpreten zugeschnittenen (Dacapo-)Arien getrennten Ordnung ist in seinen Werken noch nichts zu finden.

In Scarlattis Opern finden sich kühne dramaturgische Volten, undurchschaubare Handlungs-Verwicklungen und ein reiches, jeweils auf die dramaturgische Situation zugeschnittenes formales Leben.

Zu Zeiten war Scarlatti jedenfalls der begehrteste Opernkomponist seiner Generation. In Italien riß man sich um seine Anwesenheit und Novitäten aus seiner Feder.

Frühe Jahre in Rom

Die Karriere Scarlattis begann in Rom, wo er in Kirchendiensten stand, aber mit seiner Oper
Gli equivoci nel sembiante
einen Sensationserfolg erzielte, der sofort europaweit Furore machte. Die Novität wurde nachweislich in Bologna, Neapel, Macerata, Ravenna und sogar in Wien nachgespielt - und Königin Christine von Schweden begeisterte sich so sehr dafür, daß sie den Komponstin zu ihrem Hofkapellmeister ernannte.

Über Nacht war er quasi zum Modekomponisten Roms geworden und die adeligen Familien bestellten Musik bei ihm, auch in der Phase, als er längst zum Hofkapellmeiter des Königs von Neapel avanciert war.

Neapel

In den zwanzig neapolitanischen Jahren von 1684 an schuf er eine immense Anzahl von Werken - Lucio Manlio, uraufgeführt 1705, bezeichnete er selbst als seine 88. Oper.

Werke Scarlattis spielte man in ganz Europa, vom Süden Italiens bis nach London und Dublin.

Dennoch ist nicht nachweisbar, ob er sein Können als Lehrer an viele jüngere Kollegen weitergegeben hat. Von den Meistern, die später der »neapolitanischen Schule« zuzurechnen waren, hat nur Johan Adolph Hasse bei ihm studiert.

Späte Jahre

Die späten Jahre teilte Scarlatti sich zwischen Neapel (unter Vizekönig Grimani von 1708 bis 1715) und Rom.
In Rom wiederum zwang ihn die päpstliche Zurückhaltung gegenüber dem Musiktheater zu einer Bevorzugung des Oratoriums und der Kantate, die er dank seines handwerklichen Könnens, das ganz auf frühbarocken Traditionen beruhte, zu einer letzten Hochblüte auf italienischem Boden führte.

Wie in den Opern, ist auch in Scarlattis geistlichem Schaffen die Verwurzelung in frühbarocken Traditionen, die Gegenüberstellung von strengem »alten Stil« und hochbarocker, opernhafter Prachtentfaltung zu finden.
Die Musikgeschichtsschreibung sieht in ihm eher einen Vollender als einen Ideenbringer für die Entwicklungen des XVIII. Jahrhunderts.

↑DA CAPO