Girolamo Frescobaldi

(1583-1643)

Der Monteverdi der Instrumentalmusik.


Als Zeitgenossen des größten Komponisten der frühen Operngeschichte kommt dem 1583 in Ferrara geborenen Girolamo Frescobaldi ein ähnlicher hoher Rang auf dem Gebiet der Instrumentalmusik zu. Als Organist war Frescobaldi bald eine Legende. Zu seinem Antrittskonzert in St. Peter zu Rom sollen 30.000 Zuhörer gekommen sein.

Was er als Improvisator zum Staunen des Publikum leistete, floß wohl in die Druckausgaben seiner Musik für Tasteninstrumente ein: Was Toccata, Ricercar oder Canzone heißt, definiert sich in den folgenden Jahrzehnte der Musikgeschichte aus Frescobaldis Werken.

Die weite Verbreitung der Drucke sicherte dem Komponisten höchsten Ruhm auch jenseits seiner italienischen Heimat. Johann Jakob Froberger war sein bedeutendster Schüler und führte die Kunst der hochbarocken »Pianistik«, die Auswirkungen bis hin zum frühen Johann Sebastian Bach zeigt, souverän weiter.

Seite an Seite mit dem ähnlich avantgardistischen Johann Pieterzon Sweelinck darf Frescobaldi als der Wegbereiter einer selbständigen Instrumentalmusik gelten.

Historisches

Die Entwicklung hin zu einer Musik, die nicht mehr an den Gesang und das Wort gebunden ist, läßt sich an den Kanzonen ablesen, die ursprünglich Arrangements von Vokalwerken waren. Die ersten überlieferten reinen Instrumental-Kanzonen finden sich in Fiorenzo Mascheras Libro primo da canzoni da sonare (also Kanzonen »zum Spielen«), die vermutlich 1582 in Druck erschienen. Sie zeigen noch die aus der gleichnamigen Vokal-Gattung kommenden imitatorischen Stimmeneinsätze, die sich auch in den Kanzonen Frescobaldis finden. Diese sind freilich schon ganz aus dem Geist der Instrumente heraus erfunden und ließen sich bei Text-Unterlegung nur schwer befriedigend singen.

Aufnahmen

Canzoni francese
»Bergamasca«
1615 erschienen aus Frescobaldis Feder die Recercari e canzoni francese, eine Sammlung von Orgelstücken, die sich quer über Europa verbreitete. Die einzelnen Nummern leben von der Kontrastwirkung, die zwischen den einzelnen Teilen bestehen. Sie macht auch die berühmt gewordene Bergamasca aus den Fiori musicali von 1635 zum abwechslungsreichen Hörerlebnis: Die Variationen über das heitere Thema, das uns später auch im abschließenden Quodlibet von Bachs Goldbergvariationen begegnet, dauern zwischen 13 und 33 Takten und drehen und wenden das Thema nach allen Regeln der Kunst. Dergleichen betrachteten die Zeitgenossen gewiß als Unterhaltungsmusik - auf allerhöchstem Niveau. Das Stück existiert in zahllosen Arrangements und zieht seine Spur bis ins XX. Jahrhundert. Bruno Maderna hat es farbenprächtig orchestriert.

Schluß der klanglich exquisit registrierten Aufnahme aus der bemerkenswerten CD von Matteo Messori auf der Orgel von San Matteo, Genua.





DA CAPO