Am Hof des Herzogs Alfonso d'Este in Ferrara pflegte man wie nirgendwo sonst in jener Epoche die Musik - und trieb die Entwicklung konsequent voran: Die damalige Moderne experimentierte mit nie dagewesenen Formen und Strukturen - die polyphone Kunst des mehrstimmigen Madrigals, das die Spätrenaissance geprägt hatte, wich mehr und mehr eine Ausdruckskunst, die textbezogene Deklamation und expressive, den Gehalt der Poesie betonende Interpretationskunst favorisierte. Die Entwicklung strebte konsequent der Oper zu, die noch nicht geboren war, als die Mitglieder eines meist aus drei Damen bestehenden Vokalensembles eine neue Gesangskunst kultivierten.
Il canto delle donne galt ein-, zwei- oder dreistimmigen Stücken, die bereits vollkemmen auf die Führung durch die melodie- und texttragende Oberstimme konzentriert sind. Die Unterstimmen erscheinen mehr und mehr reduziert auf pure stützende Begleitfunktion, ausgeführt von einem Cembalo oder der Laute. Diese Praxis führte direkt in die von Monteverdi sogenannte Seconda prattica, die als Grundlage für die Herausbildung der Oper gelten darf.
Der große Madrigalist → Luzzasco Luzzaschi legte mit einer eigens für die Damen des Concerto delle donne eine bedeutende Sammlung von Madrigalen vor, die 1601 in Druck erschienen.
Das Ensemble La Venexiana musiziert die Piecen mit enormer vokaler Wendigkeit und viel Geschmack. Luzzaschis melismatisch reicher Ziergesang schwebt scheinbar schwerelos über der vergleichsweise simplen Begleitung.