Jean Baptiste Lully

1632-1687

Lully, als Giovanni Battista Lulli geboren, wurde nach seiner Übersiedlung nach Paris zum führenden Meister des französischen Barock, ja eigentlich zu dessen »Erfinder«. Ausgehend vom heimatlichen italienischen musikalischen Idio, das damals allgemein als stilbildend für die europäische Musik empfunden wurde, entwickelte er rasch eine vollkommen eigenständige musikalische Schreibweise, die wiederum für französische Barockmusik zum alleinigen Fokus wurde.

Lulli war noch ein Jugendlicher, als er in die Dienste der Herzogin von Montpensier, der Cousine Ludwigs XIV., nach Frankreich kam. Er avancierte vom Kammerdiener dank seiner eminenten musikalischen Fähigkeiten rasch zum führenen künstlerischen Kopf am Hofe des Sonnenkönigs, dessen Tanzleidenschaft er mit seinen originellen Ballett-Kompositionen immer neue Nahrung verschaffte.

Von Anfang der Sechzigerjahre an bildete Lully ein unzertrennliches musiktheatralisches Gespann mit dem kongenialen Dichter Molière. Der Beginn der Kooperation entwickelte sich eigentlich aus einer Notsituation heraus: Weil für die Aufführung der Komödie Les facheux nicht genügen Schauspieler zur Verfügungen standen, mußten Balletteinlagen Zeit zum Umkleiden schaffen. Die so improvisierte Comédie-ballet war ein durchschlagender Erfolg und wurde grundlegend für die Herausbildung eines unverwechselbar französischen Musiktheater-Geschmacks.

In der Spätphase Molières verhielt sich der ehrgeizige Komponist höchst ungalant gegen seinen Partner, der daraufhin in seinen letzten Monaten mit Marc-Antoine Charpentier zusammenarbeitete.

Lully begann im Gefolge der enormen Erfolge seines Konkurrenten Campra die Tragedie lyrique zu entwickeln, die Urform der französischen Oper, die nicht zuletzt dank der konsequenten Einbindung des Balletts eine vollkommen eigenständige, von der italienischen Oper absolut getrennte Entwicklung nahm. Das Intrigenpotential Lullys war nicht zu unterschätzen. Es gelang ihm, alle Mitstreiter aus dem Feld zu schlagen und das alleinige Recht für Opernaufführugnen in Paris und in Versailles zu erwerben. Am 16. Juli 1662 ernannte ihn der König sogar zum Maître de la musique de la famille royale. Im Falle seines Todes sollten seine Erben 30000 Livres erhalten. Das Ernennungsdekret unterzeichneten neben dem König einige Mitglieder der königlichen Familie, Minister Colbert und andere Höflinge!

Als Direktor der »Académie royale de musique« wurde Lully dank eines königlichen Patents überdies zum Eigentümer aller Stücke, zu denen er die Musik komponiert hatte, womit Molière praktisch »enteignet« war.

Lullys Lebensabend war verdunkelt. Bei König fiel er wegen Anzeigen homosexueller Exzesse in Ungnade. Mehrmals schien es, Ludwig XIV. würde seinen Lieblingskomponisten wieder aufnehmen, doch die einzige echte Chance, sich wieder in Szene zu setzen, endete letal: Lully komponierte zur Feier der Genesung des Sonnenkönigs sein großes Te Deum, bei dessen Aufführung er sich mit dem Taktstock so unglücklich in den Fuß stach, daß er an Blutvergiftung starb, weil er sich weigerte, sein Bein amputieren zu lassen.



↑DA CAPO