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Hertha Töpper (1924 - 2020)

Satte Alt-Klänge aus Graz

Hertha Töpper war für die Musik geboren. 1924 in einen Musiklehrerhaushalt  in Graz geboren, studierte sie in ihrer Heimatstadt Gesang und stand schon mit 21 auf der Bühne der Grazer Oper. Als Ulrica in Verdis „Maskenball“ konnte sie gleich bei ihrem ersten Auftritt den ganzen Tonumfang ihrer satt und dunkel timbrierten Alt-Stimme ausloten, die trotz profunder Tiefe mühelos auch im obersten Register ansprach.
Das erwies sich spätestens bei ihrem größten Grazer Erfolg, Verdis furioser Lady Macbeth. Das Talent blieb den Besetzungsbüros nicht verborgen: Erste Engagements führten Töpper rasch an bedeutende Häuser. Freilich eher in Deutschland als in der Heimat.

Frühe Gastspiele in Bayreuth

In der Walküren-Aufnahme, die Wilhelm Furtwängler kurz vor seinem Tod mit den Wiener Philharmonikern einspielte, sang die junge Sängerin eine der Walküren.im ersten Jahr der wiedereröffneten Bayreuther Festspiele war sie die dritte Rheintochter im Wieland-Wagner-Ring unter Herbert von Karajans Leitung, später die Fricka. Für die herrischen Gesten, die es zu Beginn des zweiten Aufzugs der „Walküre“ braucht, um den störrischen Gott Wotan in die Knie zu zwingen, stand der Stimme genügend Volumen und ein durchaus üppiges, aber nie überbordendes Vibrato zu Gebote.
In München hatte man sofort zugegriffen: Dem Debüt an der Bayerischen Staatsoper, 1951 mit dem Octavian in Strauss’ „Rosenkavalier“, folgte ein Fest-Engagement, das sich als glückliche künstlerische Fügung entpuppte. Generalmusikdirektor Joseph Keilberth wusste, was er an der jungen Sängerin hatte. Schon 1955 erhielt Töpper den Titel einer Bayerischen Kammersängerin. Sie blieb dem Haus jahrzehntelang treu und das Publikum liebte ihre ausgefeilten Rollen-Porträts.

Leibpartie: der „Rosenkavalier"

Der Octavian sollte ihre Leibpartie bleiben sollte in der sie 1956 auch an der Wiener Staatsoper und sechs Jahre später an der New Yorker Metropolitan Opera debütierte. An der Wiener Staatsoper hat Hertha Töpper in ihrer langen Karriere dann freilich nicht mehr als 21 Vorstellungen absolviert.

Wagner, Strauss - aber auch Bach

Eine Bühne brauchte diese Künstlerin nicht, um den außerordentlichen Reichtum ihrer Gestaltungskraft zu demonstrieren. Für die legendären Bach-Aufnahmeprojekte Karl Richters war Töpper eine der wichtigsten Mitstreiterinnen. Dieser Zusammenarbeit verdankte sie übrigens ihren einzigen Salzburger Festspielauftritt im Jahr 1970.

Die schönsten Aufnahmen

Von Hertha Töpper besitzen wir, weil sie zu Karl Richters "Ensemble" zählte, unzählige wunderbare Oratorien- und Kantaten-Aufnahmen; nicht nur aus dem barocken Bereich, sondern auch aus Romantik und früher Moderne. Für akustische Portraits der Opernsängerin muß man freilich auf die Suche nach Livemitschnitten gehen. Mehr dazu hier: ↓

Wie sensibel Töpper auf kleinste Nuancen von Text und Musik zu reagieren wusste, kann man an ihrer Gestaltung des „Rosenkavaliers“ wunderbar studieren. Freilich muß sich der Musikfreund auf die Suche nach halb legalen Livemitschnitten machen. Findet er aber beispielsweise einen „Rosenkavalier“ aus dem Münchner Prinzregententheater von 1957, dann hört er Töpper inmitten einer luxuriösen Besetzung mit Marianne Schech, Erika Köth und Otto Edelmann und darf sich schon in den ersten Takten über die Flexibilität der Hofmannsthal-Strauss’schen Sprachmelodie über dem dem von Hans Knappertsbusch modellierten sinnlichen Orchesterklang freuen.

Man versteht beinah jedes Wort und doch strömt die Stimme wohllautend. Und vor allem: ausdrucksvoll.

Die jugendlich-unbekümmerten Töne des Beginns verdunkeln sich im Finale des ersten Akts angesichts der Melancholie der Marschallin merklich.Das sind Nuancen, wie sie das Singen der Hertha Töpper stets ausgezeichnet haben.

Die Ausdruckskunst Hertha Töppers erwies sich auch in modernerem Repertoire. In Rafael Kubeliks Einspielung der "Gurrelieder" sang sie intensiv das Lied der Waldtaube.

"Erbarme dich"

In der noch in Mono-Zeiten eingespielten „Matthäuspassion“ hört man sie an der Seite von Irmgard Seefried, Ernst Haefliger und Dietrich Fischer-Dieskau mit einer der ebenmäßig-schönsten „Erbarme dich“-Arien der Aufnahmegeschichte, die in ihrem Espressivo durchaus einer Aufnahme-Legende wie jener Kathleen Ferriers zur Seite gesellt werden darf.

"Erbarme dich" aus Bachs Matthäuspassion → DG



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