Vladimir Horowitz
1903 - 1989
Ein Jude aus Berditschew - das bedeutete im antisemtischen Jargon Rußlands den Ton der tiefsten Verachtung.
Wladimir Horowitz hat immer behauptet, in Kiew geboren worden zu sein. Nachforschungen haben ergeben: Er stammt aus einer russischen Enklave in der unbedeutenden ukrainischen Stadt Berditschew - von dort wollte niemand herkommen...
Biographische Daten
-
1903 Geboren am 1. Oktober.
- Mutter Amateurpianistin
- Vater Elektrotechniker.
- Schwester Regina (1900-84) wird ebenfalls Pianistin
- 1912 Studium am Konservatorium Kiew
- Wichtigster Lehrer wird Felix Blumenfeld.
- Interesse für ein Kompositionsstudium.
- 1914 Theaterstück über Skrjabin
Das Stück
Horowitz Stück behandelt eine fiktive Ausseinandersetzung des Komponisten Alexander Skrjabin mit seiner Mutter.
Der Sohn eröffnet der Mutter seinen Berufswunsch: Painist.
Die Mutter beharrt darauf, ihr Sohn müsse zunächst »ein kultivierter Mensch« werden.
- 1920 absolviert das Konservatorium
- 1921 erste Tournee durch Rußland
- finanziert dadurch den Unterhalt seiner Familie, die in der Revolution verarmt ist.
- 1924 Erfolgreiche Konzertreihe in Leningrad
- 1925 verläßt Rußland
In Berlin lernt Horowitz das pulsierende Musikleben jener Zeit kennen. An den Opernhäusern der Stadt dirigieren Bruno Walter und Otto Klemperer, Erich Kleiber bringt Bergs Wozzeck heraus, man gibt Novitäten von Weill, Schönberg und anderen.
Die wichtigen Pianisten der Zeit geben einander die Klinken der Konzertsäle in die Hand. Horowitz hört die Lokalmatadore Backhaus, Gieseking, Schnabel und Fischer. Er hört Gäste wie Cortot und Moiseiwitsch, Friedman und Gabrilowitsch.
Freundschaftlichen Kontakt pflegt er bald zu Rudolf Serkin, dessen kometenhafte Karriere gerade beginnt. Serkin hört Horowitz bei einer Privateinladung Liszt und Chopin spielen und ist überwältigt:
Ich war vollkommen überwältigt von dieser Technik, von seiner Kraft, Intensität und Musikaität. Dieser Farben! Ich hatte ähnliches nie zuvor gehört.
- 18. Dezember: Debüt in Berlin mit Tschaikowskys Erstem Klavierkonzert Oskar Fried.
- 1926 Erstes Solorecital in Berlin am 2. Januar im Beethovensaal.
- 20. Januar übernimmt kurzfristig den Solopart in Tschaikowskys Erstem Klavierkonzert von einer kranken Kollegin unter Eugen Pabst. Senstationeller Erfolg und Beginn einer Konzertserie in Westeuropa.
- Erste Station: Hamburg: Horowitz triumphiert.
- 1926 - 1928 Konzerte in Deutschland, Frankreich, Italien und der Schweiz.
- 1928 US-Debüt am 12. Januar, Carnegie Hall (Tschaikowsky unter Thomas Beecham) Horowitz erinnerte sich:
- bis 1936: Aufbau einer Weltkarriere.
- 1929 - »Schwarzer Freitag« Horowitz verliert einen Großteil seines bis dahin angesparten Vermögens. Er beginnt in der Folge, eine Kunstsammlung aufzubauen und besitzt bald Gemälde von Picasso, Braque, Modigliani, Monet....
- 1933 Hochzeit mit Arturo Toscaninis Tochter Wanda.
- Regelmäßige Auftritte unter Toscaninis Leitung.
- Brahms' Zweites Klavierkonzert
- Tschaikowskys Erstes Klavierkonzert.
- 1934/35 Horowitz spielt 70 bis 80 Konzerte pro Saison
- 1936 Erster Rückzug von den Konzertpodien - bis 1938. Der Besuch eines Konzerts von Rudolf Serkin in der Schweiz stürzte Horowitz in eine tiefe Krise. An seine Frau schrieb er:
- September 1938 in einem Konzert mit dem Busch-Quartett in Zürich wieder aufzutreten - mit einem halben Chopin-Abend.
- 1944 Amerikanischer Staatsbürger.
- 1953 Nach dem Konzert in der Carnegie Hall am 25. Februar zur Feier des 25. Jahrestages seines US-Debüts zieht er sich erneut von der Öffentlichkeit zurück.
- 1965 9. Mai Comeback nach zwölf Jahren in der New Yorker Carnegie Hall
- 1968 22. September: Erstes TV-Konzert (CBS)
- 1969 Dritte Pausen-Phase
- 1974 Comeback mit einer US-Tournee.
- 1975 10. Januar: Tochter Sonia (40) wird tot in Genf gefunden.
- 1982 Erste Konzerte seit Jahrzehnten in Europa
-
1983 Tournee nach Japan mit mäßigem Erfolg.
Beginn der vierten Karenzzeit. - 1985 Comeback-Auftritte in Paris und Mailand.
- Film The Last Romantic in seinem Haus in New York.
- 1986 Historische Reise in die UdSSR (nach 61 Jahren)
- Konzerte in Moskau und Leningrad
- Besuch des Tschaikowsky-Museums in Klin und des Skrjabin-Hauses in Moskau.
- 1987 Weitere Konzerte in Europa
- Besuchs in Wien nach mehr als 50 Jahren
- Film Horowitz spielt Mozart
- 1989 Letzte CD-Aufnahme im Oktober.
- Tod am 5. November 1989
- Begräbnis in der Familiengruft der Toscaninis in Mailand.
Nach dem Recital in Hamburg trägt ihn das Publikum auf den Schultern ins Hotel. Dort findet er eine begeisterte Menschenmenge. Später erinnert er sich:
Die waren aber nicht meinetwegen gekommen. Dort hatte ein Mann einen Vortrag gehalten, und den wollten sie nun alle kennelernen. Sein Name war Adolf Hitler.
Wir gingen auf das Podium. Beechams Anfangs-Tempo war sehr langsam. Ich glaube immer noch, daß er das mit Absicht tat, um mich zu beruhigen.… Ich glaubte zu fühlen, daß meine amerikanische Karriere schon vorbei war, ehe sie begonnen hatte. Also sagte ich mir: »Soll er sich doch zum Teufel scheren!«, und spielte meine eigenen Tempi. Ich wollte meine Oktaven zeigen und alles andere. Ich mußte das tun, weil ich den größten Erfolg meines Lebens erzählen wollte ich mußte ständig daran denken, dass ich nach Russland zurück müßte, wenn ich keinen Erfolg errang.… Ich spielte die Oktaven so laut und so schnell, wie die Zuhörer sie noch nie im Leben gehört hatten. Das hatte mit Kunst nichts mehr zu tun —-
Meine Karriere konnte ich nach den Sommermonaten in Antibes bewerten: Im ersten Jahr ging ich zu Fuß, im zweiten konnte ich mir ein Rad leisten, im dritten fuhr ich schon im Auto durch die Gegend...
Schallplattenaufnahmen:
...ich weinte, weil da ein wahrer Künstler spielte und ich merkte, daß ich in den letzten Jahren meine Kunst um billigen Erfolg verkauft hatte ... daß ich mich ein bißchen zu viel um den Erfolg gekümmert habe. Und ein sicherer Weg dazu war, Oktavläufe schneller zu spielen als jeder andere. Alles, um nur nicht nach Rußland zurückzumüssen.Serkin selbst stand Pate, als Horowitz sich entschloß, fernab der glamourösen Konzerthäuser der Welt im
In den USA wiederholt Konzerte mit Sergej Rachmaninow an zwei Klavieren und vierhändig in privatem Kreis.