Ein Adieu mit Erinnerungswerten
Das Abschiedskonzert des Alban Berg Quartetts
19. Mai 2008
Die »Cavatina« zuletzt, innigster aller Streichquartettsätze aus Beethovens op. 130, berührend nicht nur in seiner melodischen Erhabenheit, sondern auch dank eines einzigartigen Moments komponierter Irritation: »beklemmt« schreibt der Komponist über jene Passage, die er komponiert wie den ärztlichen Befund eines Herzanfalls.
Günter Pichler hat - »um adieu zu sagen« - im Verein mit seinem Kompagnon Gerhard Schulz, mit dem er sich die überirdische Eingangsmelodie zu teilen hat, noch ein letztes Mal demonstriert, wie das ist, wenn Musiker eines Sinnes musizieren, ohne ihre Individualität preiszugeben. Erst dann nämlich, wenn diese fühlbar bleibt, wird ihre Einigkeit zur künstlerischen Kategorie.
Er modellierte auch den besagten schwarzen Moment gleichermaßen mit Souveränität und Verständnis für das, was zwischen den Notenzeilen zu ahnen ist. Diese Mischung hat das Quartett groß gemacht, hat selbst der süßesten Wendung in einem Mozartschen Menuett-Trio oder in einem Dvořák-Adagio noch die strukturelle Erdung gesichert, die sie braucht, um nicht Selbstzweck, sondern bezaubernder Extremwert der Kunst zu sein.
Das Alban Berg Quartett hat den Kreis, dessen Radius jene Extremwerte bestimmen, über Jahrzehnte hin ausgeschritten - und seine Quadratur berechnet, indem es konsequent Musik des XX. Jahrhunderts in die Programme aufnahm - um die magischen, lyrischen, verzehrend leidenschaftlichen Komponenten darin aufzudecken.
Auch im Abschiedskonzert, tönten denn in Alban Bergs Opus 3 Valentin Erbens Cello-Pizzicati, seine in tiefster Tiefe und höchster Höhe absolvierten Kantilenen in jener Sinnlichkeit, die seit Jahr und Tag das Fundament einer singulären Musikergemeinschaft bildete.
Isabel Charisius ist zu danken, dass sie als einfühlsame Einspringerin nach dem Tod Thomas Kakuskas eine würdevolle Abschiedsreise des Alban Bergs Quartetts ermöglicht, ehe am 20. Juni mit Gästen wie Elisabeth Leonskaja, Alois Posch und Heinrich Schiff Schuberts Quintette den Schlußpunkt setzen.
Das Quartett aber wird in Wien nicht mehr zu hören sein.
Fast vier Jahrzehnte musikalischer Wahrheitssuche hinterlassen in vielen dankbaren Hörern freilich Spuren der Erinnerung - an existenzielle Kunst-Erfahrungswerte zwischen Befreiung und Beklommenheit, wie sie in Beethovens »Cavatina«, auf engstem Raum vereint, noch einmal zum Ereignis wurden.
Günter Pichler hat - »um adieu zu sagen« - im Verein mit seinem Kompagnon Gerhard Schulz, mit dem er sich die überirdische Eingangsmelodie zu teilen hat, noch ein letztes Mal demonstriert, wie das ist, wenn Musiker eines Sinnes musizieren, ohne ihre Individualität preiszugeben. Erst dann nämlich, wenn diese fühlbar bleibt, wird ihre Einigkeit zur künstlerischen Kategorie.
Er modellierte auch den besagten schwarzen Moment gleichermaßen mit Souveränität und Verständnis für das, was zwischen den Notenzeilen zu ahnen ist. Diese Mischung hat das Quartett groß gemacht, hat selbst der süßesten Wendung in einem Mozartschen Menuett-Trio oder in einem Dvořák-Adagio noch die strukturelle Erdung gesichert, die sie braucht, um nicht Selbstzweck, sondern bezaubernder Extremwert der Kunst zu sein.
Das Alban Berg Quartett hat den Kreis, dessen Radius jene Extremwerte bestimmen, über Jahrzehnte hin ausgeschritten - und seine Quadratur berechnet, indem es konsequent Musik des XX. Jahrhunderts in die Programme aufnahm - um die magischen, lyrischen, verzehrend leidenschaftlichen Komponenten darin aufzudecken.
Auch im Abschiedskonzert, tönten denn in Alban Bergs Opus 3 Valentin Erbens Cello-Pizzicati, seine in tiefster Tiefe und höchster Höhe absolvierten Kantilenen in jener Sinnlichkeit, die seit Jahr und Tag das Fundament einer singulären Musikergemeinschaft bildete.
Isabel Charisius ist zu danken, dass sie als einfühlsame Einspringerin nach dem Tod Thomas Kakuskas eine würdevolle Abschiedsreise des Alban Bergs Quartetts ermöglicht, ehe am 20. Juni mit Gästen wie Elisabeth Leonskaja, Alois Posch und Heinrich Schiff Schuberts Quintette den Schlußpunkt setzen.
Das Quartett aber wird in Wien nicht mehr zu hören sein.
Fast vier Jahrzehnte musikalischer Wahrheitssuche hinterlassen in vielen dankbaren Hörern freilich Spuren der Erinnerung - an existenzielle Kunst-Erfahrungswerte zwischen Befreiung und Beklommenheit, wie sie in Beethovens »Cavatina«, auf engstem Raum vereint, noch einmal zum Ereignis wurden.