Bajazet

Pasticcio aus Werken Vivaldis, Hasses u. a.

Libretto: Agostino Piovene (Verona 1735)



Bajazet hat es wirklich gegeben: Sultan Bayezids I. (1360-1403) war der einzige Sultan der Geschichte, der in den Türken-Kriegen jemals gefangen genommen wurde - und zwar im Mongolensturm unter Timur Lenk (»Tamerlan«). Als Symbol für die Möglichkeit einer gänzlichen Unterwerfung des Osmanischen Reiches wurde er im Barock zur Bühnenfigur. Türkenkriege beherrschten Mitteleuropa ja noch viel später. Kurz nach dem Frieden von Karlowitz, 1699, bei dem die Türken bedeutende Gebiete - nicht zuletzt an Venedig - preisgeben mussten, entstanden erste Opern, die Bayezids Niederlage thematisierten. Das meistvertonte Libretto stammt aus der Feder von Agostino Piovone. Er schrieb es 1711 für Francesco Gasparini, der gleich dreimal (1711, 1719 und 1738) darauf zurückgriff. Unter dem Titel Tamerlano kamen immer neue musikalische Versionen des Stoffs auf die Bühne. Leonardo Leo komponierte das Libretto 1722, → Georg Friedrich Händel folgte 1724. Weitere prominente Tamerlano- bzw. Bajazet-Komponisten waren Nicola Antonio Porpora (1730), Niccolò Jommelli (1753), Domenico Scarlatti (1765) und Josef Mysliveček (1772). Besonders populär wurde Antonio Vivaldis effektvolles Pasticcio von 1735, das nicht zuletzt dank Vivaldis Rückgriffen auf Musik anderer Großmeister seiner Zeit musikalisch besonders reichhaltig ist.

Die Handlung

Tamerlan hat den Sultan Bajazet besiegt und setzt den Unterlegenen im Palast von Bursa gefangen. Tamerlan liebt Bajazets Tochter Asteria und wäre sogar bereit, seine Verlbung mit Irene, der Prinzessin von Trapezunt, zu lösen. Irene soll als Entschädigung mit dem griechischen Prinzen Andronico verlobt werden und die Herrschaft über das eroberte Byzanz übernehmen.

Doch Andronico liebt Asteria, die verzweifelt ist, als sie zu erkennen glaubt, ihr Geliebter würde den Bund mit Irene eingehen. Sie willigt in die Hochzeit mit Tamerlan ein - jedoch nur, um ihn in der Hochzeitsnacht ermorden zu können.

Andronico weiht Bajazet in die Hochzeitspläne ein. Der Sultan überhäuft seine Tochter während der Krönungszeremonie mit Bannflüchen. Da zeigt ihm Asteria den Dolch, mit dem sie Tamerlan ermorden wollte - und gesteht auch öffentlich ihre Liebe zu Andronico.
Der gedemütigte Tamerlan beschließt, sich an Bajazet zu rächen und dessen Tochter in Hinkunft als Sklavin zu halten. Irene kann verhindern, daß Asteria einen Giftanschlag auf den Herrscher verübt. Bajazet begeht in Verzweiflung Selbstmord. Tamerlan, geläutert, führt Andronico und Asteria zusammen und wendet sich wieder Irene zu.

Fabio Bondi hat die Oper mit seinem Ensemble Europa Galante aufgenommen. An der Seite von Ildebrando D'Arcangelo in der Titelpartie und David Daniels als Tamerlan singen die junge Elīna Garanča den Andronico, Vivica Genaux die Irene, Marijana Mijanovic die Asteria, Patrizia Ciofi die Idaspe.
(Virgin Classics)




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