Was ist eine Zwöftonreihe?

Die Zwölftonreihe soll alle zwölf Töne der chromatischen Skala enthalten und ist dazu da, eine Musik, die auf tonale Zusammenhänge verzichten soll, so zu organisieren, daß keiner der zwölf Töne unseres Systems sich wiederholt, ehe die anderen elf erklungen sind.
So soll sichergestellt werden, daß keiner dieser Töne als »Grundton« empfunden wird und damit die Gleichwertigkeit aller Töne in Gefahr gerät.

Eine mögliche Zwölftonreihe

Aus dieser Reihe sollen nun sowohl die melodischen Linien - also die horizontale Komponente einer Komposition entwickelt werden als auch die übrigen Stimmen, die in der Vertikale für die Harmonie sorgen.

Kombinationen

Um nicht nur eine Tonfolge für eine längere Komposition zur Verfügung zu haben, ist es nun möglich, die Zwölftonreihe auf jedem beliebigen Ton der Skala beginnen zu lassen. Entsprechend höher oder tiefer müssen dann auch die übrigen Töne der Reihe liegen, damit die Intervallverhältnisse innerhalb der Reihe gleich bleiben.
Das kann man sich vorstellen wie die Transposition einer klassischen Melodie, die man ja auch etwas höher oder tiefer beginnen kann: Die Intervalle bleiben gleich und wir erkennen die Melodie wieder, ob sie nun in G-Dur oder B-Dur gesungen wird.


Damit haben wir zwölf verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung, die noch einmal vervielfacht werden. Die Reihe darf nämlich auch im Krebsgang, also von hinten nach vorne gelesen werden: von Ton 12 zu Ton 1.

Womit wir bei 24 Möglichkeiten wären.

Weiters werden sowohl die Reihe als auch der »Krebs« in ihrer jeweiligen Umkehrung verwendet, das heißt: gespiegelt an der mittleren Linie des Notensystems.
Im Fall unserer Reihe ergibt das:

Da auch diese Tonfolge wiederum im Krebsgang gelesen werden kann erhalten wir insgesamt 48 Varianten der Reihe. Die kann ein Komponist verwenden, muß aber nicht - er darf auch mit weniger Varianten auskommen. Nur an die Reihenfolge der Töne sollte er sich halten.

Arnold Schönberg beispielsweise verwendet in der Klaviersuite op. 25 lediglich die Reihe beginnend auf B und die Transposition, beginnend auf E - mit Krebs und Umkehrung kommt er damit auf acht verschiedene Tonreihen.

Zu Beginn des Werks laufen die Reihen auf E und B gleichzeitig ab, in der Unterstimmen überlagen sich die Töne 5 bis 8 bzw. 9 bis 12 zur Zweistimmigkeit.



Wie alles begann
Thomas Mann
und 12 Töne
Arnold Schönberg