John Dew
Der Regisseur im Gespräch
Lehar, die Zukunft der Oper und des Musicals
Jänner 2018
John Dew, der heuer die Operettenproduktion des Wiener Musiksommers, Franz Lehars "Paganini", inszenieren wird, ist in Wien kein Unbekannter. Seine Inszenierung von Bellinis "Puritanern" steht seit einigen Jahren im Repertoire der Staatsoper - und der Regisseur sieht kaum Chancen, daß er demnächst wieder einmal im Haus am Ring arbeiten wird. Er ist nämlich einer jener Künstler, die der Überzeugung sind, daß das in Wien gepflegte Repertoire-System zu wenig Spielraum für gedeihliche Inszenierungsarbeit bietet.
Darüber gehen die Ansichten allerdings auseinander. Das weiß Dew, denn er leitet seit drei Jahren das Theater in Dortmund, in einer Gegend also, wo trotz der Ausdünnung des Repertoirebetriebs die Opern- und Schauspielhäuser über die Jahre hin immer leerer geworden sind. Dortmund hat weiterhin ein Haus, das sich dem Sprech-wie dem Musiktheater widmet. "Wir haben", erzählt er, "15 Stücke im Spielplan und pflegen eine Art bedingter Stagione. Manche Produktionen laufen vier Jahre lang, andere nur eine Saison - je nach Erfolg."
Und der Erfolg ist, so berichtet der Generalintendant, für deutsche Verhältnisse enorm: "Wir sind bis zu 80 Prozent ausgelastet. Obwohl wir zu 50 Prozent unbekannte Stücke spielen und auch ungewöhnliche Regiearbeiten anbieten. Da war das Publikum zuerst schon ziemlich verdattert, denn in Dortmund wurde früher nicht experimentiert."
Zu den Raritäten im Repertoire zählen neben diversen Uraufführungen in Schauspiel und Oper (eine über Willy Brandt!) vor allem französische Werke, eine Oper von Albert Roussell und die "Trojaner" von Hector Berlioz in ungekürzter Fassung - "das sind fünf sehr abwechslungsreiche Akte", kommentiert Dew. Auch eine "k. und k. Ausgrabung" (Dew) wie die "Königin von Saba" von Karl Goldmark.
Die Liebe zum Französischen geht so weit, daß in Dortmund sogar Webers "Freischütz" in der Berlioz-Fassung gespielt wird, also ohne Dialoge mit Rezitativen: "So haben wir", meint der Regisseur und Direktor, ganz Praktiker, "keine Sprachprobleme, wie sie sich sonst bei Dialog-Opern immer ergeben, wenn nicht-deutschsprachige Sänger auftreten".
Dew bringt aus Dortmund den Tenor Norbert Schmittberg nach Wien, der einen phänomenalen Aufstieg hinter sich hat: Vor zwei Jahren sang er noch im Chor, jetzt ist er ein "hervorragender Äneas in den Trojanern" (Dew), ein "echtes Theaterblut, auch im Musical bewährt" - und überdies ausgebildeter Konzertgeiger. Einen logischeren Besetzungswunsch für die Titelpartie von "Paganini" kann ein Regisseur kaum äußern.
Lehars Werk scheint Dew übrigens wie eine Vorahnung des Musicals: "Da ist er nicht weit davon entfernt." Wenn man die strengen Formen des Librettos ein wenig durchbreche und "Bewegung hineinbringt", meint Dew, dann könne man der "komplizierten Partitur Lehars gerecht werden". Da ginge nichts "klipp-klapp mit Liebespaar, Soubrette und so weiter". Eine solche Operette mit zweitklassigen Opernsängern zu besetzen, wie das oft geschähe, sei falsch, kommentiert der Regisseur: "Das müssen Leute machen, die auch glaubhaft Musical über die Rampe bringen. Und zwar gutes, anspruchsvolles Musical in allen Facetten" - mit Schauspiel, Gesang und Tanz. Große Vorgaben also für den Wiener "Klangbogen '98".
Darüber gehen die Ansichten allerdings auseinander. Das weiß Dew, denn er leitet seit drei Jahren das Theater in Dortmund, in einer Gegend also, wo trotz der Ausdünnung des Repertoirebetriebs die Opern- und Schauspielhäuser über die Jahre hin immer leerer geworden sind. Dortmund hat weiterhin ein Haus, das sich dem Sprech-wie dem Musiktheater widmet. "Wir haben", erzählt er, "15 Stücke im Spielplan und pflegen eine Art bedingter Stagione. Manche Produktionen laufen vier Jahre lang, andere nur eine Saison - je nach Erfolg."
Und der Erfolg ist, so berichtet der Generalintendant, für deutsche Verhältnisse enorm: "Wir sind bis zu 80 Prozent ausgelastet. Obwohl wir zu 50 Prozent unbekannte Stücke spielen und auch ungewöhnliche Regiearbeiten anbieten. Da war das Publikum zuerst schon ziemlich verdattert, denn in Dortmund wurde früher nicht experimentiert."
Zu den Raritäten im Repertoire zählen neben diversen Uraufführungen in Schauspiel und Oper (eine über Willy Brandt!) vor allem französische Werke, eine Oper von Albert Roussell und die "Trojaner" von Hector Berlioz in ungekürzter Fassung - "das sind fünf sehr abwechslungsreiche Akte", kommentiert Dew. Auch eine "k. und k. Ausgrabung" (Dew) wie die "Königin von Saba" von Karl Goldmark.
Die Liebe zum Französischen geht so weit, daß in Dortmund sogar Webers "Freischütz" in der Berlioz-Fassung gespielt wird, also ohne Dialoge mit Rezitativen: "So haben wir", meint der Regisseur und Direktor, ganz Praktiker, "keine Sprachprobleme, wie sie sich sonst bei Dialog-Opern immer ergeben, wenn nicht-deutschsprachige Sänger auftreten".
Dew bringt aus Dortmund den Tenor Norbert Schmittberg nach Wien, der einen phänomenalen Aufstieg hinter sich hat: Vor zwei Jahren sang er noch im Chor, jetzt ist er ein "hervorragender Äneas in den Trojanern" (Dew), ein "echtes Theaterblut, auch im Musical bewährt" - und überdies ausgebildeter Konzertgeiger. Einen logischeren Besetzungswunsch für die Titelpartie von "Paganini" kann ein Regisseur kaum äußern.
Lehars Werk scheint Dew übrigens wie eine Vorahnung des Musicals: "Da ist er nicht weit davon entfernt." Wenn man die strengen Formen des Librettos ein wenig durchbreche und "Bewegung hineinbringt", meint Dew, dann könne man der "komplizierten Partitur Lehars gerecht werden". Da ginge nichts "klipp-klapp mit Liebespaar, Soubrette und so weiter". Eine solche Operette mit zweitklassigen Opernsängern zu besetzen, wie das oft geschähe, sei falsch, kommentiert der Regisseur: "Das müssen Leute machen, die auch glaubhaft Musical über die Rampe bringen. Und zwar gutes, anspruchsvolles Musical in allen Facetten" - mit Schauspiel, Gesang und Tanz. Große Vorgaben also für den Wiener "Klangbogen '98".