Gösta WINBERGH
1946 - 2002
Bestens bei Stimme sei er gewesen und blendender Laune - die Mitarbeiter der Wiener Staatsoper stehen fassungslos vor der Nachricht, daß Gösta Winbergh wenige Stunden nach einer Aufführung von Beethovens "Fidelio" an Herzversagen gestorben ist.
Wien war für den Künstler seit langem eine der zentralen Stationen seiner Karriere. Nach "Fidelio" wäre der österliche "Parsifal" auf seinem Terminplan gestanden. Danach sollte Winbergh in Zürich erstmals den Siegfried in "Götterdämmerung" gestalten.
Er war, wie man das so nennt, im Vollbesitz seiner künstlerischen Kräfte, die er wie kaum ein Kollege kontrolliert und ruhig entwickelt hatte. Unvergessen sind seine Anfänge, als er im Mozartfach etablierte Kollegen als Ferrando in "Cosi fan tutte" oder Don Ottavio in "Don Giovanni" das Fürchten lehrte.
Denn Winberghs Tenor war weit entfernt von jener notorischen Weichlichkeit und Zerbrechlichkeit, die typische Mozartstimmen auszeichnen. Kraft, Potential zur großen Entfaltung waren ihm immer eigen. Das machte seinen Tamino ebenso zur blutvollen Figur wie es ihm ermöglichte, vorsichtig, aber stetig, das schwerere Repertoire zu erobern - und für die Stimme gefahrlos in Besitz zu nehmen.
Sein Lohengrin war ein strahlender Held, der dennoch im Dialog mit seiner Elsa genügend lyrischen Schmelz aufbrachte, sein Siegmund - Zürich hat ihn bereits bejubelt, Wien hätte ihn kommende Saison erlebt - war von ebenso belkanteskem Heldenmut wie der Tristan, mit dem er zuletzt unter Semyon Bychkovs Leitung das Staatsopernpublikum begeisterte.
Bei alledem hatte Winbergh nie die Möglichkeiten verloren, auch noch Mozart vollgültig zu singen. In Wien sollte er im Juni auch Don Jose in "Carmen" sein - und wäre dann zum Kammersänger ernannt worden. Sein früher Tod nimmt den internationalen Opernhäusern einen Tenor von singulärem Format.