Ludwig Weber

1899 - 1974

.Für Ludwig Weber kamen die Mikrophone der großen Schallplatten-Gesellschaften zu spät. Der geborene Wiener besaß offenkundig eine der wandlungsfähigsten, eloquentesten Baßbariton-Stimmen seiner Generation und war imstande Mozarts Osmin und Wagners Hagen in derselben Spielzeit rollendeckend zu singend, das heißt mit minutiöser Parlandotechnik in der Entführung aus dem Serail und mit äußerster Durchschlagskraft in der Götterdämmerung. Zeitgenössischen Berichten zufolge müssen beide Interpretationen - wie auch Webers Gurnemanz im Parsifal, von ereignishaftem Zuschnitt gewesen sein, wortdeutlich deklamiert und gehaltvoll vokal gestaltet.Das läßt sich in den Livemitschnitten von den Bayreuther Festspielen 1951 und 1953 unter Hans Knappertsbusch bzw. Clemens Krauss noch gut erahnen.

Erich Kleibers Rosenkavalier-Gesamtaufnahme setzt freilich mit Bedacht auf die akribische, feinnervige Modulationskunst von Webers Deklamation - der auch bei der hier erstmals aufgenommenen ungekürzten »Mägdeerzählung« genußvoll Hofmannsthals erotische Finessen auskostet. Weber war auch ein großer Interpret von Mussorgskys Boris Godunow. Ein deutschsprachiger Querschnitt gehört zu den besten Tondokumenten, die von diesem Künstler zeugen.

↑DA CAPO