Leonard Warren
1911 - 1960
Ein leidenschaftlicher Sänger, der zu brennen schien - weniger lyrischer Stilist als dramatischer Charakterdarsteller, ein unvergleichlicher Macbeth oder Scarpia, der aber auch feine melodische Bögen zu phrasieren wußte, solange es nicht um belcantesk rasante Tempi ging. Leonard Warren war ein treues Mitglied der Metropolitan Opera, in New York vergöttert, anderswo zwar begehrt aber vergeblich adoriert, denn er reiste nicht gern. Dafür sang er an seinem Stammhaus über 600 Mal, mehr als die Hälfte der Vorstellungen galt Opern Giuseppe Verdis.
Debütiert hat er - unter Protest des arrivirten Kollege - als Mister Ford an der Seite des Falstaff vvon Laurence Tibbett, dessen Erbe er tatsächlich antreten sollte. Unter Fritz Reiner hat er die Titelpartie schon 1949 selbst gesungen.
Bemerkenswert an Warrens kernigem Bariton war die ungemein sichere Höhe. Bis zum As gehen die Einlagetöne, die er sich in Kadenzen und Abschlußfiguren gern gegönnt hat und die vom Publikum stets mit Ovationen honoriert wurden.
Die Gefährlichkeit des Charakters eines Grafen Luna in Verdis Troubadour hat Warren wie kein zweiter Bariton vermitteln können - in der Aufnahme unter Renato Cellini wird er so im Buhlen um Zinka Milanov der perfekte Gegenspieler Jussi Björlings. An der Seite der Milanov, mit Jan Peerce als Riccardo, ist Warren unter Bruno Walter auch ein grandioser Renato, treu ergeben seinem Herrn zunächst, dann unausweichlicher eifernder Rache-Engel.