Ramon Vargas
März 1996
was für ein Tenor!
Ramon Vargas ist im lyrischen Fach die Zukunftshoffnung für die Opernwelt. Jetzt singt der junge Mexikaner den Nemorino in Donizettis »Liebestrank« - fulminant.
Nach langer Flaute gönnt die Natur dem Opernleben wieder eine tenorale Frischzellenkur. Einige Namen haben während der letzten zwei, drei Jahre einen guten Klang bekommen. Ramon Vargas, einst im Wiener Opernstudio groß geworden, kehrt jetzt als idealer Tenor für das lyrische Fach heim. Donizetti wurde im Haus am Ring jedenfalls schon lang nicht mehr so hinreißend gesungen.
Vargas verfügt vielleicht nicht über das unverwechselbare Timbre, vor dem alle Welt sogleich in die Knie geht. Dieses Manko bewahrt ihn aber davor, sich - wie der eine oder andere ältere, berühmtere Kollege - auf das simple (und auf Dauer für Technik wie Künstlertum gefährliche) Verströmen von Stimme zurückzuziehen. Er singt.
Das Wort klingt selbstverständlich, ist aber in der jüngeren Vergangenheit ein immer schmalbrüstigerer Begriff geworden. Vargas aber singt wirklich, das heißt: Er reiht nicht nur mehr oder weniger schöne Phrasen aneinander, sondern versteht es, seiner Stimme unterschiedlichste Farbwerte in kunstvoller Manier abzugewinnen, schmiegsame, in jedem Detail beredte Phrasen zu modellieren.
Seine natürlich in den vokalen Verlauf eingebundenen Pianissimi brachten diesmal - vor allem, versteht sich, in "Una furtiva lagrima" - auch den unruhigsten Geist im Publikum zum Verstummen. Den Jubel hernach hätte manch einer raffiniert verlängert.
Er aber blieb bescheiden sitzen und brachte sich so um ein mögliches Da Capo.
Das ehrt ihn.
Überdies gibt Vargas den liebenswerten Bauernburschen auch darstellerisch überzeugend. Elizabeth Norberg-Schulz ist ihm eine bezaubernde Adina, die nur dort, wo sie allzusehr forciert, die Konsistenz ihrer Töne zu verlieren droht. Renato Girolami ist der neue Dulcamara: Endlich kein "ausgedienter" Bariton, sondern ein frisch und kraftvoll singendes, sympathisch verschmitztes Schlitzohr.
Nicht wirklich einfügen kann sich in dieses Ensemble der ungeschliffene Bariton von Kim Josephson - allerhand Material, wenig Kultur. Eine Freude hingegen das quicklebendig und klangschön musizierende Orchester unter Antonello Allemandi.
Die Wiederholungen (9. und 19. Februar) sollten gestürmt werden!
Nach langer Flaute gönnt die Natur dem Opernleben wieder eine tenorale Frischzellenkur. Einige Namen haben während der letzten zwei, drei Jahre einen guten Klang bekommen. Ramon Vargas, einst im Wiener Opernstudio groß geworden, kehrt jetzt als idealer Tenor für das lyrische Fach heim. Donizetti wurde im Haus am Ring jedenfalls schon lang nicht mehr so hinreißend gesungen.
Vargas verfügt vielleicht nicht über das unverwechselbare Timbre, vor dem alle Welt sogleich in die Knie geht. Dieses Manko bewahrt ihn aber davor, sich - wie der eine oder andere ältere, berühmtere Kollege - auf das simple (und auf Dauer für Technik wie Künstlertum gefährliche) Verströmen von Stimme zurückzuziehen. Er singt.
Das Wort klingt selbstverständlich, ist aber in der jüngeren Vergangenheit ein immer schmalbrüstigerer Begriff geworden. Vargas aber singt wirklich, das heißt: Er reiht nicht nur mehr oder weniger schöne Phrasen aneinander, sondern versteht es, seiner Stimme unterschiedlichste Farbwerte in kunstvoller Manier abzugewinnen, schmiegsame, in jedem Detail beredte Phrasen zu modellieren.
Seine natürlich in den vokalen Verlauf eingebundenen Pianissimi brachten diesmal - vor allem, versteht sich, in "Una furtiva lagrima" - auch den unruhigsten Geist im Publikum zum Verstummen. Den Jubel hernach hätte manch einer raffiniert verlängert.
Er aber blieb bescheiden sitzen und brachte sich so um ein mögliches Da Capo.
Das ehrt ihn.
Überdies gibt Vargas den liebenswerten Bauernburschen auch darstellerisch überzeugend. Elizabeth Norberg-Schulz ist ihm eine bezaubernde Adina, die nur dort, wo sie allzusehr forciert, die Konsistenz ihrer Töne zu verlieren droht. Renato Girolami ist der neue Dulcamara: Endlich kein "ausgedienter" Bariton, sondern ein frisch und kraftvoll singendes, sympathisch verschmitztes Schlitzohr.
Nicht wirklich einfügen kann sich in dieses Ensemble der ungeschliffene Bariton von Kim Josephson - allerhand Material, wenig Kultur. Eine Freude hingegen das quicklebendig und klangschön musizierende Orchester unter Antonello Allemandi.
Die Wiederholungen (9. und 19. Februar) sollten gestürmt werden!