Helen Traubel

1899 - 1972

Man hat sie die »First Lady von Walhall« genannt, eine amerikanische Diva, die es geschafft hat, in den Olymp der Wagner-Heroinen ihrer Generation aufzusteigen - gegen die schärfste Konkurrenz. Ihr Debüt an der New Yorker Metropolitan Opera sorgte für Aufsehen, denn die Sängerin aus St. Louis war die erste in den USA geborene Sängerin, die in Wagner-Aufführungen reüssieren konnte.

Helen Traubel, der Publikumsliebling, war eines der »Opfer« der rigiden Politik des legendären Met-Direktors Rudolf Bing; Er entließ Traubel aus ihrem Vertrag, weil sie es durchaus nicht ablehnte, auch in Jazz-CLubs oder auf der Musicalbühne zu singen. Die New Yorker Presse warf dem aus Wien gebürtigen Intendanten »europäische Arroganz« vor. Aber das fruchtete nichts. Helen Traubel ging auf der Höhe ihrer Leistungsfähigkeit mit einer Aufführung von Wagners Tristan und Isolde am 21. März 1953 von der Met ab. Ihr Publikum konnte sie in Showprogrammen im New Yorker »Copacabana Club«, in Chicago, Las Vegas oder im »Clover Club« von Miami erleben - eine erstaunliche Karriere für eine der gesuchten Brünnhilden ihrer Generation . . .

Wie der Name ahnen läßt, war Helen Traubel die Tochter deutscher Einwanderer. Otto Ferdinand und Clara Traubel erfüllten ihrer Tochter schon in jungen Jahren den Wunsch, sich zur Sängerin ausbilden lassen zu dürfen. Clara Traubel war selbst Konzertsängerin. So durfte Helen schon 13-jährig Gesangsunterricht nehmen. Doch ein ausgeprägter Sinn für Perfektion hat die junge Frau davon abgehalten, zu früh auf die Bühne zu gehen. Erst 27 Jahren sang sie erstmals in einem Konzert des St. Louis Symphony Orchestra, um kurz darauf mit demselben Orchester erstmals Isoldes »Liebestod« aufzuführen. Den Vertrag mit der »Met« hätte sie damit in der Tasche. Sopranistinnen, die die Isolde bewältigen, waren auch damals rar. Doch Traubel zog es vor, im heimatlichen St. Louis ihre Stimme weiter auszubilden, hie und in der Kirche oder ein Liedprogramm auf dem Konzertpdoium zu singen. Ein Auftritt in einer Oper von Walter Damrosch, in einer für ihre Stimme ungeeigneten Partie, hätte die Karriere beinah ins Wanken gebracht. Doch 1939 kam es zu einem umjubelten Liederabend im New Yorker Rathaus. Drei Monate später feierte sie ihr »Met«-Debüt als Sieglinde in einer Aufführung der Walküre mit Kirsten Flagstad und Lauritz Melchior. Zwei Jahre später ging die Ära der Flagstad in New York zu Ende. Die Primadonna zog sich nach Norwegen zurück. Damit war Traubels Aufstieg nicht mehr aufzuhalten. Sie sang sämtliche großen Wagner-Partien - ausgenommen die Senta - und absolvierte bis zu ihrer Ausbootung durch Rudolf Bing 176 Vorstellung im New Yorker Opernhaus. Nur acht Aufführungen waren dabei Opern gewidmet, die nicht von Richard Wagner stammten!

Im Nebenberuf schrieb Helen Traubel Romane. 1952 erschien ihr erster Krimi, Mord in der Metropolitan - das Buch verkaute sich besonders gut, da manche Zeitgenossen dachten, es handle sich dabei um eine Abrechnung Traubels mit Bing . . .





↑DA CAPO