Lawrence Tibbett
1896 - 1960
Der erste »amerikanische Opernstar« der Geschichte.
Der Sohn eines Sherriffs aus Kalifornien begann als Nebendarsteller für 60 Dollar die Woche an der New Yorker Met - und wurde dort zur »Voice of America«.
Zunächst verdankte er seine Chance der zweimaligen Absage des damaligen Met-Stars Vincent Ballester. Der wurde vor einer Repertoireaufführung von Gounods Faust unpäßlich und übergab den Valentin dem jungen Kollegen, der rundum Partien wie Marullo (Rigoletto) oder Morales (Carmen) sang.
Kurz darauf gab es eine Premiere von Verdis Falstaff - und erneut wurde Ballester krank.
Die Aufführung wurde zu einer Sensation. Ein Star war geboren. Der »Musical Courier« kommentierte:
Das war 1923. Vier Jahre später kamen Angebote aus San Franciso und von anderen amerikanischen Bühnen. Tibbetts Repertoire reichte bald von den großen Bariton-Partien der Romantik bis zu Novitäten vom Format von Ernst Kreneks Jonny spielt auf.
1930 drehte Tibbett in Hollywood The Rogue Song. Damit war er endgültig vom Opern-Helden zum nationalen Kulturdenkmal für die USA geworden. Es folgte Film auf Film - und Opernpremiere auf Opernpremiere.
Tibbetts perfekte Technik bewahrte ihn vor Abstürzen. Erst eine schwere Erkrankung - Newsweek wußte später von einer spastischen Lähmung des Kehlkopfs zu berichten - sorgte für eine empfindliche Zäsur in der Karriere.
Tibbett hat sich davon zwar erholt, aber nie wieder das frühere Niveau, die frühere Sicherheit erreicht. Sicherheitshalber besetzte man in der Met-Premiere des Falstaff die Partie des Mr. Ford um: Statt des aufstrebenden Leonard Warren, der Tibbetts Falstaff vermutlich die stimmliche Show gestohlen hätte, sang John Brownlee, ein zwar nicht minder guter Bariton, aber weit weniger strahlkräftig.
»Ermüdet« sei die Stimme, schrieben die Kritiker über seine letzten Met-Auftritte in der Saison 1949/50.
Tibbett war danach noch als Musical-Sänger aktiv und applaudierte auch noch seinem Nachfolger Leonard Warren anläßlich von dessen triumphaler Aufführung von Verdis Simon Boccanegra an der Met, 1960, nur zwei Tage vor dessen tragisch frühem Tod.
Tibbett starb im selben Jahr an den Folgen eines Autounfalls.
Es beginnt mit einer Aufnahme der Auftrittsarbeit von Rossinis Figaro (Der Barbier von Sevilla), gewiß nicht die Paraderolle des Bariton, für den Komik nicht das hervorstechende Ausdrucksmittel gewesen ist. Und doch läßt diese Aufnahme die Eloquenz und Beweglichkeit der Stimme hören.
Hinzu kommen bei Nummern wie Wolframs »Lied an den Abendstern« (Tannhäuser) oder dem »Gebet des Valentin« (Faust) die ungemein geschmeidige Phrasierung und ausdauernde Atemtechnik und durchwegs die Möglichkeit, der Stimme Ausdruck und Farben abzugewinnen. Ohne daß dabei je die Gesetze des Schöngesangs verletzt würden.
Eine vollkommen Durchgestaltete Interpretation wie jene der Arie des Renato, »Eri tu« (Un ballo in maschera) läßt auch hören, wie selbstverständlich jener Generation noch der freizügige, aus Deklamation und Textgehalt geborene Umgang mit dem Tempo gewesen ist.
Eine Tugend, die völlig verloren gegangen ist - und mit ihr auch der Reichtum an gestalterischen Nuancen . . . .
Der Sohn eines Sherriffs aus Kalifornien begann als Nebendarsteller für 60 Dollar die Woche an der New Yorker Met - und wurde dort zur »Voice of America«.
Zunächst verdankte er seine Chance der zweimaligen Absage des damaligen Met-Stars Vincent Ballester. Der wurde vor einer Repertoireaufführung von Gounods Faust unpäßlich und übergab den Valentin dem jungen Kollegen, der rundum Partien wie Marullo (Rigoletto) oder Morales (Carmen) sang.
Kurz darauf gab es eine Premiere von Verdis Falstaff - und erneut wurde Ballester krank.
Die Aufführung wurde zu einer Sensation. Ein Star war geboren. Der »Musical Courier« kommentierte:
unzweifelhaft die beste Baritonstimme, die an der Met heute zu hören ist, die einzige, die jugendlich und frisch klingt.
Das war 1923. Vier Jahre später kamen Angebote aus San Franciso und von anderen amerikanischen Bühnen. Tibbetts Repertoire reichte bald von den großen Bariton-Partien der Romantik bis zu Novitäten vom Format von Ernst Kreneks Jonny spielt auf.
1930 drehte Tibbett in Hollywood The Rogue Song. Damit war er endgültig vom Opern-Helden zum nationalen Kulturdenkmal für die USA geworden. Es folgte Film auf Film - und Opernpremiere auf Opernpremiere.
Tibbetts perfekte Technik bewahrte ihn vor Abstürzen. Erst eine schwere Erkrankung - Newsweek wußte später von einer spastischen Lähmung des Kehlkopfs zu berichten - sorgte für eine empfindliche Zäsur in der Karriere.
Tibbett hat sich davon zwar erholt, aber nie wieder das frühere Niveau, die frühere Sicherheit erreicht. Sicherheitshalber besetzte man in der Met-Premiere des Falstaff die Partie des Mr. Ford um: Statt des aufstrebenden Leonard Warren, der Tibbetts Falstaff vermutlich die stimmliche Show gestohlen hätte, sang John Brownlee, ein zwar nicht minder guter Bariton, aber weit weniger strahlkräftig.
»Ermüdet« sei die Stimme, schrieben die Kritiker über seine letzten Met-Auftritte in der Saison 1949/50.
Tibbett war danach noch als Musical-Sänger aktiv und applaudierte auch noch seinem Nachfolger Leonard Warren anläßlich von dessen triumphaler Aufführung von Verdis Simon Boccanegra an der Met, 1960, nur zwei Tage vor dessen tragisch frühem Tod.
Tibbett starb im selben Jahr an den Folgen eines Autounfalls.
Reiches Erbe an Aufnahmen
Lawrence Tibbett hat ein reiches Erbe an erstklassigen Dokumenten seiner Gesangskunst hinterlassen. Die verdienstvolle Schallplattenreihe Lebendige Vergangenheit des österreichischen Labels Preiser Records enthält auch ein exzellent zusammengestelltes Tibbett-Portrait.Es beginnt mit einer Aufnahme der Auftrittsarbeit von Rossinis Figaro (Der Barbier von Sevilla), gewiß nicht die Paraderolle des Bariton, für den Komik nicht das hervorstechende Ausdrucksmittel gewesen ist. Und doch läßt diese Aufnahme die Eloquenz und Beweglichkeit der Stimme hören.
Hinzu kommen bei Nummern wie Wolframs »Lied an den Abendstern« (Tannhäuser) oder dem »Gebet des Valentin« (Faust) die ungemein geschmeidige Phrasierung und ausdauernde Atemtechnik und durchwegs die Möglichkeit, der Stimme Ausdruck und Farben abzugewinnen. Ohne daß dabei je die Gesetze des Schöngesangs verletzt würden.
Eine vollkommen Durchgestaltete Interpretation wie jene der Arie des Renato, »Eri tu« (Un ballo in maschera) läßt auch hören, wie selbstverständlich jener Generation noch der freizügige, aus Deklamation und Textgehalt geborene Umgang mit dem Tempo gewesen ist.
Eine Tugend, die völlig verloren gegangen ist - und mit ihr auch der Reichtum an gestalterischen Nuancen . . . .