Cesare Siepi
1923-2010
Er war der führende Don Giovanni seiner Generation, ein Baß von höchster Noblesse in der Stimmbeherrschung und enormem Ausdruckspotential.
Die Entdeckung dieser Stimme ereignete sich in einem Internierungslager. Der junge Siepi, der als Student des Konservatoriums in seiner Heimatstadt Mailand bereits in Aufführungen kleiner Operntruppen Partien wie den Sparafucile in Verdis Rigoletto gesungen hatte, floh angesichts des Einberufungsbefehls in die italienische Armee in die Schweiz und wurde dort gefangen gesetzt. Im Lager ließ er seinen wohltimbrierten Baß hören und man erlaubte ihm, in Lugano Gesangsunterricht zu nehmen.
Nach Ende des zweiten Weltkriegs konnte er seine Karriere wieder aufnehmen. Er reüssierte zunächst als Zaccaria in Verdis Nabucco am Teatro La Fenice in Venedig und an der Mailänder Scala. 1947 war er im Uraufführungs-Ensemble von Ildebrando Pizzettis L'Oro. Arturo Toscanini wurde auf ihn aufmerksam und besetzte ihn anläßlich der Feiern zu 30. Todestag von Arigo Boito den Mefistofele und den Simon Mago in Nerone.
Bis zu seinem Abschied als Fiesco in Simon Boccanegra war Cesare Siepi im Jahr 1978 einer der wichtigsten Sänger des Ensembles von Italiens führendem Opernhaus.
International reüssierte er in allen bedeutenden Häusern. Die New Yorker Metropolitan Opera holte ihn erstmlas 1950 für den König Philipp in Don Carlos, der neben Mozarts Don Giovanni Siepis wichtigste Partie werden sollte.
An der Met sang Siepi bis 1974 in 23 Spielzeiten 18 verschiedene Partien in 379 Vorstellungen von Mozarts Figaro und Don Giovanni über Rossinis Basilio (Barbier von Sevilla) bis zu Mussorgskys Boris Godunow und Boitos Mefistofele.
Bei den Salzburger Festspielen war Siepi der Don Giovanni unter Furtwängler und Mitropoulos, der König Philipp unter Karajan.
An der Wiener Staatsoper war Siepi über Jahrzehnte ein stets umjubelter Gast. Bis in die späten Siebzigerjahre sang er hier allein 30 Mal Verdis König Philipp und 43 Mal Mozarts Don Giovanni. In einer gekürzten Konzert-Aufführung von Bellinis Norma mit Mara Zampieri war er im sogenannten »Austria Center« sogar noch 1994 als Oroveso zu hören.
Aufnahmen
Von Siepis Don Giovanni gibt es zahlreiche Dokumente, die Verfilmung und den akustischen Livemitschnitt der von Wilhelm Furtwängler dirigierten Salzburger Festspielprodktion und zwei Studioproduktionen für Decca (mono unter Krips, stereo unter Leinsdorf). Siepis Figaro führt das Ensemble der unvergleichlichen Wiener Aufnahme Erich Kleibers an.Ein atemberaubendes Verdi-Requiem ist von HMV (EMI) unter Victor de Sabata mit den Kräften der Mailänder Scala dokumentiert.