Irmgard Seefried
1919- 1988
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Seefried erfüllte in der Folge die in sie gesetzten Erwartungen und wurde mit der Wiederaufnahme des Spielbetriebs des Wiener Ensembles - zunächst in der Volksoper, dann im Theater an der Wien - zu einer der wichtigsten Protagonistinnen.
Aus dem Wiener Musikleben war sie nicht mehr wegzudenken - was sich auch in Husarenstücken der jungen Künstlern bewies: 1946 rettete sie eine Aufführung von Offenbachs Hoffmanns Erzählungen im Theater an der Wien,
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Ein KünstlerPortrait in der »Weltpresse« portraitierte die Sängerin damals stolz als besonders vielseitiges Mitglied des Wiener Ensembles.
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Ihre Kunst ist in zahlreichen Aufnahmen dokumentiert, die eine mit der Zeit in der Höhe ein wenig angestrengt klingende, immer aber beseelt singende Sopranstimme hören lassen, die zu höchster Expression fähig war. Ihre Pamina-Arie, ihr Solo in Brahms' Deutschem Requiem, ihre Meistersinger-Eva, die Figaro-Susanna, die Fiordiligi (Così fan tutte) gaben Beispiele herausragender Gestaltungskunst, stets spürbar aus dem Textgehalt geboren, der ganz natürlich in musikalische Phrasen verwandelt wird. So wurde Seefried auch zur exzellenten Lied-Sängerin: Im »Duett« mit Dietrich Fischer-Dieskau brachte sie
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Kritik wurde hie und da laut, weil der Gesang der Seefried zu Manierismen neigte. Der Rezensent des Wiener Kurier lobte die Gestaltung von Gesängen Hugo Wolfs anläßlich eines Liederabends im November 1947, monierte aber, daß
die kaum angedeuteten Konsonanten das Verständnis der Worte sehr schwer machten.Überdies sei die Wiedergabe von Mussorgskys Aus einer Kinderstube problematisch gewesen. Das Werk
... verträgt keine Übersteigerung. Irmgard Seefried übertrieb jedoch in jeder Hinsicht, sie schmollte, weinte, lachte und plapperte, nicht mit der Naivität eines Kindes, sondern wie eine sehr charmante, selbstsichere Diva, die weiß, daß sie damit einen großen und billigen Publikumserfolg haben wird. Irmgard Seefried hat ihn gehabt.Doch siegte der Charme dieser Künstlerin in der Regel über stilistische und gesangstechnische Bedenken. Das Publikum liebte die Seefried und schwärmte wie schon der Rezensent nach ihrem ersten Nachkriegs-Liederabend:
Wie reizvoll weiß Irmgard Seefried etwa bei Mozarts Wiegenlied mit Halbtönen zu tändeln, mit welch geschmeidiger Anmut vermag sie Schuberts Auf dem Wasser zu singen zuphrasieren und Schwelltöne anzusetzen; wie warm und innerlich singt sie Brahms' Mainacht und wie schwungvoll eine Gruppe von oseph Marx! Der seltene gesamtkünslerische Genuß´dieses Konzerts rief das Verlangen nach einem eigenen Hugo-Wolf-Abend wach.Neues Österreich, 14. Oktober 1945
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Für Dirigenten wie Furtwängler, Böhm oder Karajan war Seefried erste Wahl bei lyrischen Sopranpartien. Entsprechend viele Livemitschnitte (und Studioaufnahmen) existieren, von Furtwänglers Salzburger Festspiel-Zauberflöte über Mozart-Premieren-Aufnahmen von Mozart-Opern unter Böhm bis zum Freischütz unter Eugen Jochum.
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