Elizabeth Norberg Schulz
Von den Untiefen naiver Opernfrauen
Gespräch, 16. Februar 1995
Die junge Sopranistin avancierte bald nach ihrem Debüt zum Liebling von Dirigenten wie Georg Solti oder Riccardo Muti. Jetzt ist sie die neue Wiener »Manon«.
»Ich bin kein Koloratursopran«, wehrt die Künstlerin ab, als im Gespräch die Rede auf die berüchtigten Auszierungen in der Partie der Massenet-Titelheldin kommen. Elizabeth Norberg Schulz blättert im Klavierauszug: »Schauen Sie, hier ist das Massenet-Original, die Koloraturen sind alle erst später hinzugefügt worden«. Manon sei eine durch und durch lyrische Sopranrolle - "als wäre sie für mich geschrieben", meint die Künstlerin: »Manon ist nicht so kokett, wie sie immer dargestellt wird. Am Anfang der Oper, da ist sie ein junges, unerfahrenes Mädchen. Aber das schwindet. Sie reift heran.« Das müsse, so meint Elizabeth Norberg Schulz, in einer guten Aufführung auch hörbar werden. Die »Tischchen«-Arie im zweiten Akt sei dafür eine "Schlüsselszene": »Da ist Manon ganz mit sich allein, da zeigt sie also ihr wahres Gesicht. Und da ist kein Funken von Koketterie oder Flatterhaftigkeit, Leichtfertigkeit in der Musik. Für die andern spielt sie, gewiß, aber hier: Eine große Kantilene, durchwegs in der Mittellage.« »Die meisten Opernfreunde glauben, Manon sei ganz oberflächlich, sie beziehen das sogar nicht nur auf den Charakter der Titelfigur, sondern überhaupt auf die Musik. Aber das ist falsch. Wenn es manchmal äußerlich klingt, dann liegt das ausschließlich an den Interpreten.« Die junge, zarte Dame, die so trefflich über ihre Rollen Rechenschaft abzulegen versteht, ist seit ein paar Jahren fest an die Wiener Staatsoper gebunden: »Ich fühle mich hier wie zu Hause«, sagt sie und freut sich auch auf Wiederholungen von »Liebestrank« und der »Zauberflöte« - »Lieblingspartien, die ich immer wieder gern singe.« Im Mai ist erstmals die Musette in Puccinis »Boheme« auf dem Programm: »Wunderbar«, kommentiert Norberg Schulz, »ich spiele ja gern Theater. Da ist so eine Rolle ideal.« Sie hofft, apropos mißverstandene Operncharaktere, für die nächste Zukunft auf die Gilda im »Rigoletto« und, irgendwann, auf die Sophie im »Rosenkavalier«.
»Ich bin kein Koloratursopran«, wehrt die Künstlerin ab, als im Gespräch die Rede auf die berüchtigten Auszierungen in der Partie der Massenet-Titelheldin kommen. Elizabeth Norberg Schulz blättert im Klavierauszug: »Schauen Sie, hier ist das Massenet-Original, die Koloraturen sind alle erst später hinzugefügt worden«. Manon sei eine durch und durch lyrische Sopranrolle - "als wäre sie für mich geschrieben", meint die Künstlerin: »Manon ist nicht so kokett, wie sie immer dargestellt wird. Am Anfang der Oper, da ist sie ein junges, unerfahrenes Mädchen. Aber das schwindet. Sie reift heran.« Das müsse, so meint Elizabeth Norberg Schulz, in einer guten Aufführung auch hörbar werden. Die »Tischchen«-Arie im zweiten Akt sei dafür eine "Schlüsselszene": »Da ist Manon ganz mit sich allein, da zeigt sie also ihr wahres Gesicht. Und da ist kein Funken von Koketterie oder Flatterhaftigkeit, Leichtfertigkeit in der Musik. Für die andern spielt sie, gewiß, aber hier: Eine große Kantilene, durchwegs in der Mittellage.« »Die meisten Opernfreunde glauben, Manon sei ganz oberflächlich, sie beziehen das sogar nicht nur auf den Charakter der Titelfigur, sondern überhaupt auf die Musik. Aber das ist falsch. Wenn es manchmal äußerlich klingt, dann liegt das ausschließlich an den Interpreten.« Die junge, zarte Dame, die so trefflich über ihre Rollen Rechenschaft abzulegen versteht, ist seit ein paar Jahren fest an die Wiener Staatsoper gebunden: »Ich fühle mich hier wie zu Hause«, sagt sie und freut sich auch auf Wiederholungen von »Liebestrank« und der »Zauberflöte« - »Lieblingspartien, die ich immer wieder gern singe.« Im Mai ist erstmals die Musette in Puccinis »Boheme« auf dem Programm: »Wunderbar«, kommentiert Norberg Schulz, »ich spiele ja gern Theater. Da ist so eine Rolle ideal.« Sie hofft, apropos mißverstandene Operncharaktere, für die nächste Zukunft auf die Gilda im »Rigoletto« und, irgendwann, auf die Sophie im »Rosenkavalier«.