Carol Neblett

1946 - 2017

Eine Sternschnuppen-Karriere, aufgeputscht zunächst von einer Aufführung von Massenets Thais, in New Orleans, in der sich die Titelheldin auf der Bühne zeigte, wie Gott sie schuf: als wohlgebaute, höchst attraktive blonde Amerikanerin. Damals gab man sich in den USA ob solcher Freizügigkeit noch ziemlich prüde. Für Schlagzeilen war die Aktion jedenfalls gut.

Wirklich verführerisch präsentierte sich Carol Neblett zur gleichen Zeit in New York als Marietta in Korngolds Die tote Stadt. Die erste Schallplattenaufnahme dieses Werks, die damals unter Erich Leinsdorfs Leitung mit René Kollo und Hermann Prey entstand, läßt hören, daß die Sängerin durchaus auch vokale Vorzüge zu bieten hatte: Der Sopran tönt sinnlich, ausdrucksstark und kündet von darstellerischem Temperament.

Das Interesse am englischsprachigen Repertoire hat Frederica von Stade nie verloren. Jake Heggie schneiderte eine Rolle in seinem erfolgreichen Dead Man Walking ihr auf den Leib.Dieses nutzten Dirigent James Levine und Regisseur Jean-Pierre Ponnelle anläßlich ihrer legendären Salzburger Festspiel-Produktion von Mozarts CLemenza di Tito auf in der Felsenreitschule - und für eine Verfilmung, die bis heute die beste DVD-Version der Oper geblieben ist. Neblett ist eine Vitellia von raumfgreifender Präsenz, daß ihr einige Töne in der extremen Höhe und Tiefe, die Mozart fordert, nicht ganz so brillant gelingen, verblaßt vor der Unmittelbarkeit der singschauspielerischen Gesamtleistung.

Nebletts Paraderolle während ihrer kurzen internationalen Karriere in den späten Siebzigerjahren war freilich die Minnie in Puccinis Mädchen aus dem goldenen Westen, die sie unter anderem für Schallplatte mit Placido Domingo unter Zubin Mehta sang (DG mit dem üblichen Strich im Liebesduett), aber auch in einer Neuinszenierung an der Wiener Staatsoper an der Seite des höhensicheren Franco Bonisolli (ungekürzt mit hohem C).



DA CAPO