Emanuel List

1888 - 1967

Er war mit seiner mächtigen Baßstimme der ideale Interpret der »bösen« Wagner-Partien in seiner Generation - doch in Bayreuth durfte er nach 1933 nicht mehr auftreten: Emanuel List war Jude, mußte 1934 emigrieren und wurde so zur tragenden Säule des Ensembles der Metropolitan Opera in New York, wo er in 16 Spielzeiten (Tourneen inklusive) 449 Vorstellungen sang.

List stammte aus Wien. Geboren als Emanuel Fleissig war er von der Familie dazu ausersehen, das Schneiderhandwerk zu erlernen. Doch List wollte singen. Mit 17 Jahren stand er im Chor des Theaters an der Wien bereits auf der Bühne, ließ seine Stimme ausbilden und reiste dann als Mitglied eines Vokalquartetts die halbe Welt. 1914 wawr er im Ensembl einer einem Londoner Vaudeville-Bühne, bevor er das erste Mal in die USA ging, um auch hier vor allem in Kleinkunsttheater und in Kinosälen zu singen. Erst die Heimkehr nach Wien brachte die Wende: Emanuel List debütierte 1922 als Mephisto in Gounods »Faust« an der Volksoper. Im Jahr darauf rief Berlin, wo er von der Städtischen Oper bald an die Lindenoper wechselte. Jetzt war er ein Star, unter anderem im Ensemble der Erstaufführung von Verdis Macht des Schicksals unter Leo Blech. Daß die Bayreuther Festspiele ihn im Jahr der nationalsozialistischen Machtübernahme als Hunding, Hagen und Pogner beschäftigten, gehört zu den grotesken Pointen der Geschichte. Bruno Walter holte List in der Folge zu den Salzburger Festspielen, wo er unter anderem den König Marke in Walters Einstudierung von Wagners Tristan und Isolde sang, unter Robert Heger den Osmin (Entführung aus dem Serail) und unter Toscanini den Minister im Fidelio.

Aufnahmen

Lists beeindruckender Baß, der in dramatischen Momenten oft tatsächlich furchterregend tönen konnte, ist nicht zuletzt in Bruno Walters Studioproduktion des ersten Aufzugs der Walküre an der Seite von Lauritz Melchior und Lotte Lehmann zu hören, vor allem aber ist er dank etlicher Mitschnitte aus der New Yorker Met gut dokumentiert. Im Haus im Lincoln Center findet sich ein Saal, der den Namen des Sängers trägt.

In San Francisco war List der Hunding in jener legendären Vorstellung der Walküre unter Fritz Reiner, in der 1936 Kirsten Flagstad (Brünnhilde) und Lotte Lehman (Sieglinde) gemeinsam auf der Bühne standen. Seinen letzten Bühnenauftritt absolvierte Emanuel List allerdings wieder in Österreich: 1953 sang er in Graz noch einmal den Gurnemanz in Wagners Parsifal. Er ruht in einem Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof.



↑DA CAPO