Marta Eggerth und Jan Kiepura

Der erste Tenor, der auch im Film Karriere machte und seine Traumpartnerin, die noch mit 99 sang.

Kiepura (1902 - 1966) war der Sohn eines Bäckers und stammte aus einer polnischen Bergarbeiterstadt. Als Operntenor machte er Weltkarriere.

An der Seite seiner Frau, Marta Eggerth (1912 - 2013), der Tochter eines Budapester Bankdirektors und seiner Sängerin, eroberte Kiepura auch die Operetten- und Musicalbühnen; und den Film! Gefunden hatten sich die beiden während der Arbeit an der gemeinsamen Film-Produktion Mein Herz ruft nach Dir. 1936 waren sie offiziell ein Paar. Aus Deutschland hatten sie da schon emigrieren müssen. Eggerth drehte nach etlichen Film-Kassenschlagern wegen ihrer Ehe mit dem »unerwünschten« Tenor, dessen Mutter Jüdin war, ihre beiden letzten deutschsprachigen Filme, Zauber der Boheme (mit Kiepura) und Immer wenn ich glücklich bin in Wien.

Zuvor war sie die ungekrönte Königin des deutschen Musik-Films gewesen und brachte etliche Operetten, aber auch »klassische« Musik-Themen auf die Leinwand, darunter Abrahams Blume von Hawaii, den Schubert-Film Leise flehen meine Lieder (beide 1933), Kálmáns Czardasfürstin, Lehárs Zarewitsch und nochmals Schubert, populär, in Unvollendete Symphonie mit Willi Forst oder Das Hofkonzert mit Johannes Heesters (1934).

In den USA fand das Paar dann gemeinsam eine neue Heimat - Kiepura mit einem Vertrag für die Metropoliatn Opera in der Tasche, Eggerth mit ihrem Charme und ihrem Bühnentemperament zunächst als Partnerin der damals in Amerika als Superstar gehandelten Judy Garland, bald aber auch als gefeierte Film-Diva.

Kiepuras Met-Debüt als Rudolf in Puccinis La Bohème wurde gefeiert, die Rezensenten sprachen von einem neuen funkelnden Stern am Opernhimmel.

Den Sensations-Erfolg im Exil bescherte den beiden Künstlerin aber Franz Lehárs Lustige Witwe, die als Broadway-Produktion, arrangiert von Robert Stolz, mehr als 2500 Aufführungen erlebte - in fünf verschiedenen Sprachen!

Ein Versuch mit einem eigens für Kiepura zu Melodien von Chopin und Moniuszko arrangiertes Musical über den polnischen Freiheitskämpfer Tadeusz Koscuziuszko, Polonaise brachte es in New York hingegen lediglich auf 135 Reprisen - obwohl die Kritik dem Tenor blendende Bühnenerscheinung und stimmliche Bravour bescheinigte. Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Duo Eggert/Kiepura wieder in Europa gefragt: Die Londoner Royal Albert Hall war 1956 zweimal ausverkauft - mehr als 10.000 Menschen waren bei dem Gastspiel dabei.

Doch Kiepuras früher Tod, 1966, beendete die Laufbahn des Traum-Paars. Eggerth, deren frühe Bühnenauftritt nicht zuletzt durch ihre bemerkenswerten stimmlichen Fertigkeiten, fein differenzierte Koloraturen und jubilierende Triller inbegriffen


Marta Eggerth im Soundtrack zu Hofkonzert.


- konnte im Fernsehzeitalter noch einmal durchstarten und stand in Pittsburgh in Stephen Sondheims Follies 1983 noch einmal auf der Bühne - als ehemalige Operettendiva, die sich ihrer Glanzzeiten erinnert, als Franz Lehár noch für sie komponierte. -- »oder war es Oscar Straus?« --- Da spielte sich die Eggerth tatsächlich noch einmal selbst.

Im Café Sabarsky in der Neuen Galerie, Manhattan, konnte man die imposante Erscheinung der Diva noch in ihren Neunzigern bewundern, wenn sie mit gebrechlicher Stimme, aber nach wie vor umwerfend charmant einige ihrer Schlager zum besten gab. Sie war 99, als sie das letzte Mal auftrat!

Ihren Humor behielt sie bis zuletzt. Zum 100. Geburtstag beantwortete sie einem Reporter die Frage nach ihrem Geheimnis:
Niemals rauchen oder Alkohol nach dem Schlafengehen!


↑DA CAPO