Siegfried Jerusalem

* 1940

Geboren mitten im Zweiten Weltkrieg in Oberhausen, wurde der musikalische Sohn eines Elektroingenieurs zunächst als Instrumentalist ausgebildet. Fagott und Violine waren seine Instrumente an der Folkwang Schule. Fagott spielte Jerusalem ab 1971 im Südfunk-Orchester. Von seinem Platz im Orchester wechselte er erstmals 1975 auf die Bühne - genauer genommen auf den Platz vor den Fernsehkameras. Franco Bonisolli, der in Vorbereitung auf eine Premiere an der Wiener Staatsoper im Johann-Strauß-Jahr auch für das ZDF den Barinkay im Zigeunerbaron singen wollte, wurde vor der Aufzeichnung krank - und man suchte verzweifelt einen Ersatz. Der junge, gut aussehende zweite Fagottist des Südfunkorchesters besaß, das wußten die Kollegen, auch einen guten Tenor. Der Sänger Jerusalem war geboren. Schon ein Jahr später sang Siegfried Jerusalem den Lohengrin in einer Produktion der Suttgarter Oper. Ein Jahr danach stand er bereits bei den Bayreuther Festspielen auf der Bühne.

Die rasche Karriere forderte ihren Tribut. Jerusalem reüssierte als glänzender Singschauspieler in aller Welt, weil der die nötige Kraft für Heldenpartien mitbrachte. Aber das obere Register seiner Stimme spielte nicht immer mit. Eine veritable Krise war nach ausgiebigen Gesangs-Stunden noch nicht ausgestanden, als der Sänger in einem Interview im Wiener Kurier verkündete:
Jetzt bin ich ein C-Tenor.


Aber weitere beherrliche Arbeit lohnte sich. In den späten Achtzigerjahren war Jerusalem die Nummer 1 unter den Heldentenören, in Bayreuth und in der Folge auf allen großen Bühnen. Einen Höhepunkt erreichte Jerusalem vielleicht mit der Wiener Siegfried-Premiere Anfang der Neunzigerjahre, wenn er mit dem unvergleichlichen Heinz Zednik als Mime vokal wie schauspielerisch unvergleichliches Musiktheater machte.

↑DA CAPO