Hilde Güden

1917 - 1988

Sie war eine rechte Wienerin mit dem Charme, der nötig ist, auch als Operetten-Diva zu reüssieren - ihre Rosalinde in der von Herbert von Karajan dirigierten Silvester-Premiere der Fledermaus an der Wiener Staatsoper ist so legendär wie manche Aufnahme von heiklen Diven-Partien im sogenannten Leichten Fach, das, wie allgemein bekannt, das schwerste ist. Die Güden konnte »auftreten«, war eine blendende Bühnenerscheinung und war - vor allem! - imstande, die geforderten vokalen Leistungen zu erbringen; auch (und ganz besonders) in der Oper: An der New Yorker Met brillierte sie unter anderem auch als Gilda (Rigoletto) oder auch als Margarethe (Faust). Sie hatte als Koloratursopran begonnen, feierte triumphale Erfolge in anspruchsvollsten Partien wie der Zerbinetta (Ariadne auf Naxos) auch in New York, konnte aber blitzsaubere Koloraturen bewältigen, auch als die Stimme längst zu einem satt und farbenreich timbrierten lyrischen Sopran geworden war. Partien, die beide Qualitäten fordern - und vielleicht sogar ein wenig dramatischen Nachdruck - hat sie unvergleichlich gut gesungen: Hilde Güdens Daphne, unter Karl Böhms Leitung zum Richard-Strauss-Gedenkjahr 1964 im Theater an der Wien einstudiert, ist nie egalisiert worden. In Puccinis La Bohème war sie Mimi und Musette, Verdis Traviata zählte zu ihren Lieblingsrollen.

Unter Karl Böhm war sie bei den Salzburger Festspielen - an Fritz Wunderlichs Seite - auch eine hinreißend komödiantisch-hintergründige Aminta in der → Schweigsamen Frau. Karajan holte sie unter anderem als Sophie in seinen Rosenkavalier zur Eröffnung des Großen Festspielhauses, 1960.

Aufnahmegeschichte schrieb auch ihre Zdenka an der Seite der legendären Arabella von Lisa Della Casa unter Georg Solti, aufgenommen in Wien Ende der Fünfzigerjahre.

In Mozarts Figaro hat Hilde Güden im Laufe ihrer Mitgliedschaft im Ensemble der Wiener Staatsoper sowohl den Cherubin gesungen, mit dem sie im September 1947 debütierte, als auch (anfangs alternierend mit dem Cherubin) die Susanna und (ab 1963) die Gräfin. In allen drei Partien schuf sie grandios differenzierte Charakterportraits, wobei ihre Susanna (an der Seite der Gräfin von Lisa Della Casa) unter Erich Kleiber mustergültig dokumentiert ist (Decca). Als Livemitschnitt hat EMI die Aufnahme der Salzburger Festspielproduktion von 1953 unter Wilhelm Furtwängler herausgebracht, wo die Güden neben Irmgard Seefrieds Susanna und Elisabeth Schwarzkopfs Gräfin den Cherubin gab - ein unvergleichliches Frauen-Gespann.

Ebenfalls in Salzburg gab es dann zur Eröffnung des umgebauten alten, dann Kleinen Festspielhauses unter Lorin Maazel eine Figaro-Premiere, die das Rollendebüt Hilde Güdens als Gräfin an der Seite von Dietrich Fischer-Dieskaus Graf Almaviva bescherte. Diese Aufführung wurde vom Fernsehen übertragen und existiert als Video-Mitschnitt auf DVD. (Vai)

DA CAPO