Elina Garanca
als Lied-Interpretin in Salzburg
5. August 2017
Salzburger Festspiele. Elina Garanca und Malcolm Martineau loteten zu Musik von Brahms, Rachmaninow und Duparc in die Urgründe von Liebesleid und Sehnsucht. Das Publikum bejubelte Gestaltungskunst und Traumstimme.
Da ist einmal die Stimme. Diese Stimme. Um sie zu hören, pilgert das Publikum überallhin, zu Abenden unter Sternen, unter einer Wolkendecke - oder eben ins kleine Salzburger Festspielhaus. Man erfreut sich an einem prächtigen Mezzo, bruchlos samtweich und füllig von den profundesten Tiefen bis in die leuchtkräftig servierten Höhen.
Da ist aber auch eine Interpretin, die sich nicht damit zufrieden gibt, diese unvergleichlich schöne Stimme ungestört zu verströmen, was für dauerhaften Weltruhm schon ausreichen würde: Elina Garanca gehört zu der Spezies der sensiblen Analytiker der klassischen Musikwelt, zu jenen, die es sich nicht leicht machen, ein Soloprogramm zusammenzustellen, zu jenen, die akribisch und skrupulös Inhalte abwägen, ein Konzert dramaturgisch raffiniert und stringent planen.
Die Kombination dieser Tugend mit dem herrlichen Timbre adelt jeden Garanca-Abend und hält das Auditorium bei Laune, auch wenn die Vorankündigung keine Straßenfeger verheißt, sondern die Namen Johannes Brahms, Henri Duparc und Serge Rachmaninow nennt.
Das Duo Garanca/Martineau lotet freilich den ungeahnten Reichtum aus, den Brahms seinen dunkel glühenden, zwischen Resignation, Verzweiflung und Schicksalsergebenheit siedelnden Gesängen an Farbnuancen verleiht.
Spontan brandet nach solchen Finessen Applaus im Festspielhaus auf, er dankt ebenso spontan für die pure Schönheit, mit der die Sängerin die Liebestränen der "Mainacht" (Hölty) veredelt.
Nach der Pause nicht minder melancholische, zum Teil aber unvermittelt dramatisch aufrauschende, dann gleich wieder intim zurückgenommene Seelenbilder aus dem schmalen OEuvrekatalog Henri Duparcs, und eine Serie von Liedern Rachmaninows, in denen Garanca ihre Höhe nach und nach auflichtet.
Was ihr an koloristischer Nuancierung gelingt, ist staunenerregend: In "Dämmerung" suggeriert die sanfte Modulation der schlichten Melodielinie, das von Iwan Tschorschewski im Gedicht beschworene sanfte Sternenlicht im "uferlosen Blau des dunkelnden Himmels" könnte hörbar werden!
Von der unbändigen Sehnsucht nach Liebe ("Ich erwarte dich" nach Maria Dvidova) bis zur sanften Ekstase von "Liebe und Leid" ("Traurige Nacht" nach Iwan Bunin) bindet Elina Garanca die Emotionen in Klänge, als hätten die klassischen Belcantogesetze ganz selbstverständlich auch für russische Spätromantik ihre Geltung. Das ist Stimmbeherrschung der edelsten Ausprägung, wahrhaft festspielwürdig..
Da ist einmal die Stimme. Diese Stimme. Um sie zu hören, pilgert das Publikum überallhin, zu Abenden unter Sternen, unter einer Wolkendecke - oder eben ins kleine Salzburger Festspielhaus. Man erfreut sich an einem prächtigen Mezzo, bruchlos samtweich und füllig von den profundesten Tiefen bis in die leuchtkräftig servierten Höhen.
Da ist aber auch eine Interpretin, die sich nicht damit zufrieden gibt, diese unvergleichlich schöne Stimme ungestört zu verströmen, was für dauerhaften Weltruhm schon ausreichen würde: Elina Garanca gehört zu der Spezies der sensiblen Analytiker der klassischen Musikwelt, zu jenen, die es sich nicht leicht machen, ein Soloprogramm zusammenzustellen, zu jenen, die akribisch und skrupulös Inhalte abwägen, ein Konzert dramaturgisch raffiniert und stringent planen.
Die Kombination dieser Tugend mit dem herrlichen Timbre adelt jeden Garanca-Abend und hält das Auditorium bei Laune, auch wenn die Vorankündigung keine Straßenfeger verheißt, sondern die Namen Johannes Brahms, Henri Duparc und Serge Rachmaninow nennt.
Stimmliche Lichtregie
14 Brahms-Lieder bildeten die erste Hälfte des von Malcolm Martineau dezent und mit größter pianistischer Umsicht mitgestalteten Abends, ein Wagnis schon das, denn Kenner wissen, dass sich da eine gute Dreiviertelstunde lang die melancholischen Schleier nicht lichten - und unvorbereitete Stimmfetischisten, die der Sängerin vor allem wegen ihrer Opernerfolge nachreisen, müssen erst einmal bei Laune gehalten werden.Das Duo Garanca/Martineau lotet freilich den ungeahnten Reichtum aus, den Brahms seinen dunkel glühenden, zwischen Resignation, Verzweiflung und Schicksalsergebenheit siedelnden Gesängen an Farbnuancen verleiht.
Charmanter Cherubino-Ton
Die Differenzierungskunst ist immens, die Stimme der Garanca ganz bewusst bis in die höchsten Regionen gedeckt gehalten und findet in der Gemme "O liebliche Wangen", als hieße es "non so piu", zu einem - in diesem Ambiente unerwarteten - charmanten Cherubino-Ton, der subtil zwischen barockem Gedicht (Paul Fleming) und Brahms' Romantik vermittelt.Spontan brandet nach solchen Finessen Applaus im Festspielhaus auf, er dankt ebenso spontan für die pure Schönheit, mit der die Sängerin die Liebestränen der "Mainacht" (Hölty) veredelt.
Nach der Pause nicht minder melancholische, zum Teil aber unvermittelt dramatisch aufrauschende, dann gleich wieder intim zurückgenommene Seelenbilder aus dem schmalen OEuvrekatalog Henri Duparcs, und eine Serie von Liedern Rachmaninows, in denen Garanca ihre Höhe nach und nach auflichtet.
Was ihr an koloristischer Nuancierung gelingt, ist staunenerregend: In "Dämmerung" suggeriert die sanfte Modulation der schlichten Melodielinie, das von Iwan Tschorschewski im Gedicht beschworene sanfte Sternenlicht im "uferlosen Blau des dunkelnden Himmels" könnte hörbar werden!
Von der unbändigen Sehnsucht nach Liebe ("Ich erwarte dich" nach Maria Dvidova) bis zur sanften Ekstase von "Liebe und Leid" ("Traurige Nacht" nach Iwan Bunin) bindet Elina Garanca die Emotionen in Klänge, als hätten die klassischen Belcantogesetze ganz selbstverständlich auch für russische Spätromantik ihre Geltung. Das ist Stimmbeherrschung der edelsten Ausprägung, wahrhaft festspielwürdig..