18. Juli 2011
Mandy Fredrich
Gespräch mit der Donna Anna im Don Giovanni, St. Margarethen
Besucher der Freiluft-Oper im Steinbruch von St. Margarethen werden heuer vermutlich die Initialzündung einer Sängerkarriere erleben. Die Donna Anna in der Neuproduktion von Mozarts "Don Giovanni" singt die deutsche Sopranistin Mandy Fredrich, geboren 1979 in Bad Belzig (Brandenburg).
Im Vorjahr gewann sie den Dresdner Competizione dell'Opera für italienische Opern. Danach absolvierte sie einige Vorsingtermine - und wurde jedes Mal vom Fleck weg engagiert: Sie hat nun Verträge mit der Mailänder Scala, mit der Deutschen Oper Berlin - und mit den Salzburger Festspielen, wo sie unter Nikolaus Harnoncourts Leitung 2012 die Königin der Nacht in einer Neuinszenierung von Mozarts "Zauberflöte" zum Start der Ära Alexander Pereiras singen wird.
Die Königin der Nacht ist auch jene Partie, die Mandy Fredrich bis dato am häufigsten gesungen hat, unter anderem bei ihren ersten Engagements in kleineren deutschen Häusern wie Hof, Detmold oder Essen. "In Hof", sagt die lebhafte junge Sängerin im Gespräch mit der "Presse", "war das einen Monat vor meinem Diplom".
Zunächst Tontechnik studiert
Was nach Blitzstart klingt, ist in Wahrheit der erste Höhepunkt in einer vergleichsweise besonnenen Aufbauarbeit. "Mein Weg auf die Bühne, sagt Mandy Fredrich, "war ein bisschen weit". Zunächst war an eine Opernkarriere nämlich gar nicht gedacht: "Ich habe Mediengestaltung studiert, Tontechnik sagt man landläufig dazu, und habe dann auch in der Fernsehtechnik gearbeitet." Und zwar vor allem, um das Gesangsstudium zu finanzieren.
Musik stand von Anbeginn im Zentrum ihrer Interessen. "Ich hatte neun Jahre lang Klavier studiert und musiziere seither in einer Band am Keyboard. Tanzmusik bei Großveranstaltungen, Feuerwehrfesten und so. Nachts gearbeitet, bei Tag studiert", resümiert sie, "oder das Wochenende hindurch Musik machen, montags wieder zur Schule, das war für mich ganz normal."
Bis heute hatte Mandy Fredrich nie ein Problem damit, zwei Leben parallel zu leben. Ihre Kindheit hat sie noch in der DDR verbracht, den kommunistischen Terror also noch am eigenen Leib erfahren: "Nicht lange genug, dass die Karriere dadurch beeinträchtigt war, glücklicherweise," sagt sie, "aber lange genug, um zu wissen, wovon die Rede ist!" Der Weg war tatsächlich weit, auch deshalb, weil sich schon die Opernbegeisterung auf Raten einstellte: "Auf dem Land, wo ich aufgewachsen bin, gab es ja kein Musiktheater. Irgendwann einmal habe ich mir gedacht, ich fahr' doch einmal nach Leipzig und guck' mir eine Oper an." Man gab Humperdincks "Hänsel und Gretel". Viele haben mit diesem Stück angefangen. Allerdings war Mandy Fredrich zu diesem Zeitpunkt kein Kind mehr, sondern schon ein Teenager, knapp vor dem Abitur und wurde privat nicht nur als Pianistin, sondern auch schon als Sängerin ausgebildet. "Da hatte ich noch keine Ahnung, was Oper ist!"
Als sie wenig später beim Wettbewerb "Jugend musiziert" in Nürnberg sang, empfahl man ihr bereits, doch auf die Hochschule zu wechseln. "Doch bei der Aufnahmeprüfung haben die zu mir gesagt, ich sei schon zu alt. Nach drei Anläufen habe ich mich dann für Gesangspädagogik entschieden. Das ging nämlich noch. Und dort hat mein Lehrer sofort gemeint: Du wirst deinen Weg auf die Bühne schaffen."
Mehr als eine Soubrette
Damit hat er recht behalten - vermutlich auch, weil ihm die angeborene Zähigkeit Mandy Fredrichs nicht entgangen ist: "Ich habe nebenher gleich die Nebenfächer Italienisch und Schauspiel absolviert." Dann akzeptierte man sie doch in der Opern-Klasse, allerdings mit dem Hinweis: "ich sei eine Soubrette und würde es höchstens irgendwann einmal bis zur Pamina schaffen."
So etwas schreibt man einer angehenden Figaro-Gräfin oder Donna Anna nicht ins Stammbuch. Zum Glück begann in jenem Semester gerade Robert Gambill, eine Gesangsklasse aufzubauen. "Er war als einziger neutral", erzählt Mandy Fredrich, "er sagte: Wir fangen einmal an und werden sehen. Da dachte ich: Das ist mein Mann. Wir haben dann sehr hart an der Technik gearbeitet." Nebenher gab es Meisterkurse, unter andrem bei Renata Scotto, die sie auch auf den italienischen Gesangswettbewerb vorbereitete. Den gewann sie haushoch - und Juroren wie Beobachter waren sich einig: Da steht eine exzellente junge Sopranistin für das heikle jugendlich-dramatische Fach auf der Bühne.
Was weder das Publikum noch die Jury ahnte: Zwischen den Durchgängen fuhr die Sängerin immer wieder von Dresden nach Berlin, um als TV-Tontechnikerin zu jobben. Damit ist es nun wohl vorbei, denn die künftige Figaro-Gräfin der Deutschen Oper in Berlin und Stimme des Falken in Strauss' "Frau ohne Schatten" an der Mailänder Scala (unter Semyon Bychkov) - "in der Produktion singe ich gleich auch noch den Hüter der Schwelle des Tempels" - hat ihren Platz auf der Bühne nun offenbar nachhaltig erobert.
Im Vorjahr gewann sie den Dresdner Competizione dell'Opera für italienische Opern. Danach absolvierte sie einige Vorsingtermine - und wurde jedes Mal vom Fleck weg engagiert: Sie hat nun Verträge mit der Mailänder Scala, mit der Deutschen Oper Berlin - und mit den Salzburger Festspielen, wo sie unter Nikolaus Harnoncourts Leitung 2012 die Königin der Nacht in einer Neuinszenierung von Mozarts "Zauberflöte" zum Start der Ära Alexander Pereiras singen wird.
Die Königin der Nacht ist auch jene Partie, die Mandy Fredrich bis dato am häufigsten gesungen hat, unter anderem bei ihren ersten Engagements in kleineren deutschen Häusern wie Hof, Detmold oder Essen. "In Hof", sagt die lebhafte junge Sängerin im Gespräch mit der "Presse", "war das einen Monat vor meinem Diplom".
Zunächst Tontechnik studiert
Was nach Blitzstart klingt, ist in Wahrheit der erste Höhepunkt in einer vergleichsweise besonnenen Aufbauarbeit. "Mein Weg auf die Bühne, sagt Mandy Fredrich, "war ein bisschen weit". Zunächst war an eine Opernkarriere nämlich gar nicht gedacht: "Ich habe Mediengestaltung studiert, Tontechnik sagt man landläufig dazu, und habe dann auch in der Fernsehtechnik gearbeitet." Und zwar vor allem, um das Gesangsstudium zu finanzieren.
Musik stand von Anbeginn im Zentrum ihrer Interessen. "Ich hatte neun Jahre lang Klavier studiert und musiziere seither in einer Band am Keyboard. Tanzmusik bei Großveranstaltungen, Feuerwehrfesten und so. Nachts gearbeitet, bei Tag studiert", resümiert sie, "oder das Wochenende hindurch Musik machen, montags wieder zur Schule, das war für mich ganz normal."
Bis heute hatte Mandy Fredrich nie ein Problem damit, zwei Leben parallel zu leben. Ihre Kindheit hat sie noch in der DDR verbracht, den kommunistischen Terror also noch am eigenen Leib erfahren: "Nicht lange genug, dass die Karriere dadurch beeinträchtigt war, glücklicherweise," sagt sie, "aber lange genug, um zu wissen, wovon die Rede ist!" Der Weg war tatsächlich weit, auch deshalb, weil sich schon die Opernbegeisterung auf Raten einstellte: "Auf dem Land, wo ich aufgewachsen bin, gab es ja kein Musiktheater. Irgendwann einmal habe ich mir gedacht, ich fahr' doch einmal nach Leipzig und guck' mir eine Oper an." Man gab Humperdincks "Hänsel und Gretel". Viele haben mit diesem Stück angefangen. Allerdings war Mandy Fredrich zu diesem Zeitpunkt kein Kind mehr, sondern schon ein Teenager, knapp vor dem Abitur und wurde privat nicht nur als Pianistin, sondern auch schon als Sängerin ausgebildet. "Da hatte ich noch keine Ahnung, was Oper ist!"
Als sie wenig später beim Wettbewerb "Jugend musiziert" in Nürnberg sang, empfahl man ihr bereits, doch auf die Hochschule zu wechseln. "Doch bei der Aufnahmeprüfung haben die zu mir gesagt, ich sei schon zu alt. Nach drei Anläufen habe ich mich dann für Gesangspädagogik entschieden. Das ging nämlich noch. Und dort hat mein Lehrer sofort gemeint: Du wirst deinen Weg auf die Bühne schaffen."
Mehr als eine Soubrette
Damit hat er recht behalten - vermutlich auch, weil ihm die angeborene Zähigkeit Mandy Fredrichs nicht entgangen ist: "Ich habe nebenher gleich die Nebenfächer Italienisch und Schauspiel absolviert." Dann akzeptierte man sie doch in der Opern-Klasse, allerdings mit dem Hinweis: "ich sei eine Soubrette und würde es höchstens irgendwann einmal bis zur Pamina schaffen."
So etwas schreibt man einer angehenden Figaro-Gräfin oder Donna Anna nicht ins Stammbuch. Zum Glück begann in jenem Semester gerade Robert Gambill, eine Gesangsklasse aufzubauen. "Er war als einziger neutral", erzählt Mandy Fredrich, "er sagte: Wir fangen einmal an und werden sehen. Da dachte ich: Das ist mein Mann. Wir haben dann sehr hart an der Technik gearbeitet." Nebenher gab es Meisterkurse, unter andrem bei Renata Scotto, die sie auch auf den italienischen Gesangswettbewerb vorbereitete. Den gewann sie haushoch - und Juroren wie Beobachter waren sich einig: Da steht eine exzellente junge Sopranistin für das heikle jugendlich-dramatische Fach auf der Bühne.
Was weder das Publikum noch die Jury ahnte: Zwischen den Durchgängen fuhr die Sängerin immer wieder von Dresden nach Berlin, um als TV-Tontechnikerin zu jobben. Damit ist es nun wohl vorbei, denn die künftige Figaro-Gräfin der Deutschen Oper in Berlin und Stimme des Falken in Strauss' "Frau ohne Schatten" an der Mailänder Scala (unter Semyon Bychkov) - "in der Produktion singe ich gleich auch noch den Hüter der Schwelle des Tempels" - hat ihren Platz auf der Bühne nun offenbar nachhaltig erobert.