Giuseppe di STEFANO


Seine Glanzzeit war kurz, denn er war ein Sänger, der sich selbst quasi verbrannte in seinem leidenschaftlichen Singen. Anfang der Sechzigerjahre hat Herbert von Karajan, der einige exzellente Produktionen mit ihm dirigiert hatte, den Tenor aus seinem Vertrag für die Premiere von Puccinis La Bohème entlassen, weil er das hohe C in seiner Arie nicht singen wollte und um die allseits übliche Transposition der ganzen Nummer einen Halbton nach unten bat.

Dabei war es kurioser Weise ein hohes C gewesen, dem di Stefano den Anfang seiner internationalen Karriere verdankte. Rudolf Bing, der legendäre Intendant der Metropolitan Opera, hatte ihn wegen des fraglichen Tons engagiert, den er in Gounods Faust nicht nur bombensicher traf, sondern auch noch in ein gehauchtes Pianissimo zurückzunehmen verstand.
Es ist dies wohl einer der hinreißendsten Gesangstöne, die je auf Tonband gebannt wurden. Di Stefanos Stimme strömt in dieser Arie samtweich aufs natürlichste diesem Höhepunkt zu und bewahrt dem C einen ungewöhnlich hohen Anteil von Brust-Resonanz, die bis ins Pianissimo erhalten bleibt. Dergleichen darf wohl als Sternstunde gelten.

Das singuläre Hohe C von 1949



Das war 1949 in San Francisco. Die erste Tranche der Live-Edition von der »Met«, wo ihm der legendäre Ton als Eintrittskarte diente, enthält zunächst einmal di Stefanos Auftritt als Almaviva in Rossinis Barbier von Sevilla (1950), der alles hören lässt, was das Publikum an diesem Sänger so umwerfend fand: das sinnliche, etwas rauchig-verhangene Timbre und das geschmäcklerische Spiel mit Farbe, Balance und Dynamik, das dem Sänger zu jener Zeit trotz mangelnder Technik noch gelang.



↑DA CAPO