Alexis Weissenberg

1929 - 2012

Die musikalischen Erlebnisse in frühester Kindheit an der Seite seiner Mutter waren für den Pianisten prägend. Er studierte am Konservatorium seiner Heimatstadt Sofia bei Pantcho Wladigerow und wechselte nach abenteuerlicher Flucht 1943 ans Konservatorium von Jerusalem in die Klasse des Schnabel-Schülers Carl Schröder. Nach dem Krieg ging er an die New Yorker Juilliard School zu Olga Samaroff und absolvierte Meisterkurse bei Artur Schnabel und Wanda Landowska. 1947 ist er Gewinner des Leventritt-Wettbewerbs und der Youth Competition in Philadelphia. George Szell steht am Dirigentenpult bei seinem Debüt in der New Yorker Carnegie Hall. Die amerikanische Kritik, allen Voran deren Doyen Harold Schonberg streut dem Pianisten Rosen. Arrivierte Kollegen wie Wladimir Horowitz oder Glenn Gould äußern sich anerkennend. Vor allem die messerscharfe, analytische Trennung der einzelnen Stimmen in einem vielstimmigen Gewebe wird allseits gewürdigt. Glasklarer Ton und absolute Sicherheit bleibt charakteristisch für Weissenbergs Spiel.
Meine Seele ist logisch, mein Körper temperamentvoll,
lautete Weissenbergs Selbstcharakterisierung. Sein Repertoire blieb beschränkt, er liebte Bach, dessen Musik er mit äußerster Klarheit bewältigte, die russische Romantik und Chopin, den er von allen gefühlsmäßigen Überfrachtungen zu befreien trachtete. Von den Wiener Klassikern hat er vergleichsweise wenig aufgeführt, wurde aber dank der künstlerischen Begegnung mit einem der prägenden Dirigenten des XX. Jahrhunderts zu einem intensiven Beetoven-Studium angeregt.

An Karajans Seite

Seinen Durchbruch in Europa schafft Weissenberg verhältnismäßig spät, nachdem Herbert von Karajan ihn für sich entdeckt hatte und mit ihm die fünf Beethoven-Konzerte aufnahm - Karajans einzige Gesamteinspielung dieses Zyklus. Mit Karajan entstand eine Reihe weiterer Aufnahmen - auch für Videoverwertung - darunter Tschaikowskys Erstes Klavierkonzert und Rachmaninows Zweiten Klavierkonzert, die dank der Regiearbeit Åke Falcks auch zu einem Meilensteinen in der optischen Umsetzung klassischer Musik wurden. Mit Åke Falck hat Weissenberg im Playback-Verfahren auch eine Videorealisation seiner fulminanten Einspielung von Igor Strawinskys Drei Sätzen aus »Petruschka« erarbeitet.

↑DA CAPO