Grigorij Sokolow
Wie der Pianist Wien eroberte
21. Oktober 1993
Der Tschaikowsky-Preisträger des Jahres 1966 hat den schwierigen Weg vom Wettbewerbssieger zur international anerkannten Pianistengröße geschafft. Im Musikverein begeisterte er jüngst mit Chopin, Brahms und Prokofieff.
Hatte er mit seinen bisherigen Wien-Gastspielen vor allem die Insider zu staunender Bewunderung hingerissen, traf er diesmal dank der »guten Nachred'« auf ein neugieriges großes Publikum im Goldenen Saal. Vom ersten Ton an war klar, daß da ein ebenso eigenwilliger wie perfekter Meisterspieler auf dem Podium saß.
In Chopins Polonaise-Fantasie (As-Dur, op. 61) wußte er sich und sein Publikum in das halluzinatorische Themen- und Rhythmengeflecht einzubinden. Man lauschte gespannt den immer neuen, stets überraschenden Wendungen dieser rätselhaft versponnenen Musik.
Die zarte, zu erstaunlichen Schattierungen fähige Anschlagkultur Sokolows kam auch Brahms' melancholisch spätherbstlichen Intermezzi op. 117 und Chopins »Trauermarsch«-Sonate zugute, vor allem dem schwebend artikulierten Trio im Scherzosatz, bei dem die Zeit still zu stehen schien und selbst den hartnäckigsten Huster das Kratzen im Halse verließ.
Der Mut Sokolows zu extremen Tempi und Ausdruckswerten mochte manchen - etwa im »Marche funebre« - befremden. Freilich: Was Sokolow angreift, zieht er mit hundertprozentigem Einsatz durch. Auch dort, wo manuelle Anforderungen das zur nahezu unlösbaren Aufgabe machen.
Prokofieffs Final-Toccata in der Siebenten Sonate, für die Sokolow bei aller Brillanz und nicht nur im langsamen Satz - auch unerhört poesievolle Töne fand, überstand auch die aberwitzigsten Akkordkonglomerate eisern im rasanten Tempo; ohne augenzwinkernde Konzession an die Schwerkraft.
Die Ovationen waren verdient und bescherten dem Publikum einen weiteren Chopin-Block, den die stürmische Etüde op. 25/12 mit unfaßbarer Leichtigkeit krönte.
Wien hat einen Liebling mehr.
Hatte er mit seinen bisherigen Wien-Gastspielen vor allem die Insider zu staunender Bewunderung hingerissen, traf er diesmal dank der »guten Nachred'« auf ein neugieriges großes Publikum im Goldenen Saal. Vom ersten Ton an war klar, daß da ein ebenso eigenwilliger wie perfekter Meisterspieler auf dem Podium saß.
In Chopins Polonaise-Fantasie (As-Dur, op. 61) wußte er sich und sein Publikum in das halluzinatorische Themen- und Rhythmengeflecht einzubinden. Man lauschte gespannt den immer neuen, stets überraschenden Wendungen dieser rätselhaft versponnenen Musik.
Die zarte, zu erstaunlichen Schattierungen fähige Anschlagkultur Sokolows kam auch Brahms' melancholisch spätherbstlichen Intermezzi op. 117 und Chopins »Trauermarsch«-Sonate zugute, vor allem dem schwebend artikulierten Trio im Scherzosatz, bei dem die Zeit still zu stehen schien und selbst den hartnäckigsten Huster das Kratzen im Halse verließ.
Der Mut Sokolows zu extremen Tempi und Ausdruckswerten mochte manchen - etwa im »Marche funebre« - befremden. Freilich: Was Sokolow angreift, zieht er mit hundertprozentigem Einsatz durch. Auch dort, wo manuelle Anforderungen das zur nahezu unlösbaren Aufgabe machen.
Prokofieffs Final-Toccata in der Siebenten Sonate, für die Sokolow bei aller Brillanz und nicht nur im langsamen Satz - auch unerhört poesievolle Töne fand, überstand auch die aberwitzigsten Akkordkonglomerate eisern im rasanten Tempo; ohne augenzwinkernde Konzession an die Schwerkraft.
Die Ovationen waren verdient und bescherten dem Publikum einen weiteren Chopin-Block, den die stürmische Etüde op. 25/12 mit unfaßbarer Leichtigkeit krönte.
Wien hat einen Liebling mehr.